Hometrainertest (11): Das Tür-Reck:Volles Rohr

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Der moderne Mann hängt nicht mehr an Bäumen, braucht aber trotzdem imposante Oberarmmuskeln. Da hilft: das Tür-Reck.

Jochen Temsch

So heißt es: Kettler Tür-Reck Das ist es: ein ausziehbares Metallrohr, das in den Türrahmen geklemmt wird Das soll es: die Rücken- und Armmuskeln stärken

Das Tür-Reck. Damit man sich mal hängen lassen kann. (Foto: Foto: Kettler)

Manchmal überkommt es einen halt. Dann springt man an einem Baum hoch, krallt sich an einen Ast, zieht sich empor, mindestens bis zum Kinn. Wie viel geht noch? Fünfmal, zehnmal? Klimmzüge liegen einfach in der Natur des halbwegs bewegungsbegeisterten Menschen - vielleicht ein Überbleibsel aus der Kindheit, vom Herumturnen in freier Wildbahn und auf dem Spielplatz.

Dieses Bedürfnis kennt jeder, der nicht schon im Sportunterricht eher der Knotenindieschnürsenkelmacher war. Und über diesen Zieh-Reflex funktioniert auch das Tür-Reck. Man geht durch die Wohnung, sieht die Stange, schon hängt man dran - der kleine Workout für zwischendurch. Das bringt's, das wissen Freizeit- und Profiathleten schon seit jeher.

Das Rohr ist schnell einsatzbereit. Es wird ausgezogen - ähnlich wie eine Duschvorhangstange, nur mit stabilen Gewinden - zwischen den Türrahmen geklemmt und über runde Aussparungen an den Stangen-Enden mit Noppen gesichert.

Die Noppen muss man allerdings ins Holz schrauben, was den Vermieter einer Altbauwohnung mit seltenen, wertvollen Kassettentüren im Zweifelsfall nicht so erfreut wie den motivierten Hobbysportler. Schon beim Einspreizen der Stange ohne Noppen knackt das alte Gebälk mitleiderregend unter den Drehungen des Schraubenschlüssels.

Aber ohne zusätzliche Verankerung sind Türturner absturzgefährdet. Bis zu 100 Kilogramm Belastung steckt die Stange locker ein, und wenn man nicht gerade zur Gruppe der massigen Bodybuilder gehört, reicht das auch. Dennoch mutet die Vorrichtung zunächst fragil an, weswegen man ihr nicht gleich vertraut.

Zumal man aufgrund der niedrigen Befestigungshöhe während der Klimmzüge die Beine anwinkeln muss. Das heißt: Würde die Stange wirklich nachgeben, krachte man womöglich direkt auf die Kniescheiben.

Aber im Fall dieses Tests blieb alles heil. Nur ein paar Kopfstöße waren zu verkraften. Denn außer bei Flügeltüren der Art, wie man sie in herrschaftlichen Landsitzen findet, sind Türrahmen einfach zu niedrig für hundertprozentig beulenfreie Muskelflexerei. Nur Freeclimber, die schmalste Felsengriffe gewohnt sind, die sie mit Klimmzügen auf Fingerspitzen meistern, stoßen sich nicht an den natürlichen Überhängen der Wohnungsdurchgänge.

Ein Nachteil ist auch, dass man sich als Nicht-Schlangenmensch kaum mit den Kniekehlen an die Stange hängen kann, um all die Bauchmuskel-Übungen zu machen, die früher schon der Sportlehrer im Repertoire hatte.

Was für die Höhe gilt, betrifft außerdem auch die Breite. Der Türrahmen ist nicht nur niedrig, sondern oft auch zu eng für anspruchsvollere Verrenkungen: Je weiter die Hände auseinander sind, desto schwieriger werden die Klimmzüge, aber zu Hause ist dabei eben bald Schluss.

Fazit: Das, was man mit dem Tür-Reck zu Hause anstellen kann, macht Spaß. Vor allem, sich im Vorübergehen zu mehr Stärke aufzuschwingen. Zehn Klimmzüge sind schnell gemacht auf dem Schlurfgang zwischen Fernseher und Kühlschrank. Und wenn man keine Lust mehr hat, benutzt man das Reck einfach als Kleiderstange und hängt an ihm Sachen zum Auslüften auf. Diese Verwendungsmöglichkeit hat das Gerät jedem Ast voraus.

Bezugsquelle: Das Kettler Tür-Reckgibt es überall im Sporthandel, etwa 15 Euro, oder unter www.kettler.net

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