Familien-Newsletter:Hilfe, die Fellfreunde kommen!

Lesezeit: 2 min

Premiere des neuen "Paw Patrol"-Films. (Foto: Marc Piasecki/Getty Images For Paramount)

Popeltroll, Popotoll oder Papavoll: Während man noch grübelt, was das Kind da stammelt, hängt man schon am Haken der Merchandising-Industrie. Kleiner Trost: Es ist nur eine Phase.

Von Moritz Baumstieger

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit den Jahren kommen die Erfahrungen und gehen die Prinzipien, dieser Satz klingt zugegebenermaßen etwas bemüht weise, trifft auf das Leben mit Kindern aber sicherlich zu. Schokocreme auf die Semmel - also Zucker mit Palmöl und Kakaoersatz? Auf keinen Fall; na gut, im Urlaub; nur am Wochenende; mach doch was du willst, aber beeil dich, bitte! Grellbuntes TV-Fastfood statt dem langsam linksdrehenden Slowfood der Augsburger Puppenkiste? Auf keinen Fall; na gut, im Urlaub; nur am Wochenende; mach doch was du willst, aber nur eine Folge - na gut, höchstens zwei!

"Irgendwann muss man nun mal Essen kochen, Müll rausbringen, eine halbe Stunde dösen", wie meine Kollegin Kathleen Hildebrand hier schreibt. Und so passiert es, dass man es irgendwann zulässt, seine Kinder "dieser bunten Droge auszusetzen". Diese bunte Droge, sie kommt zunächst eher beiläufig und leicht vernuschelt in die meisten Familien. Popeltroll, Popotoll oder Papavoll - während man noch überlegt, was das Kind da stammeln könnte, hängt man schon am Haken, wie meine Kollegin Vera Schroeder bei ihrer Analyse des Phänomens "Paw Patrol" schon vor Jahren beobachtete.

Und weil bei Kinderserien dasselbe zu gelten scheint wie bei allen anderen Drogen auch - für den Kick muss die Dosis immer weiter erhöht werden - läuft nun bereits der zweite Film in den Kinos, in dem Ryder und sein Hundeteam Adventure City retten. Statt elf Minuten wie in der Serie dauert das Abenteuer eineinhalb Stunden, nach denen unsere Filmkritikerin fix und alle war: ganz schön bunt, ganz schön grell, ganz schön schnell.

Natürlich ließe es sich im Falle der Fellfreunde wunderbar kulturpessimistisch weiterjammern. Über stets gehorsame Uniformträger, über teils fragliche Rollenbilder, über algorithmisch optimierte Storylines, darüber, dass selbst Unterhaltung für die Kleinsten schon von global agierenden Gelddruckmaschinen ausgespuckt wird. Wer aber je auf einem italienischen Campingplatz in Ruhe lesen konnte, weil die Kinder dank des in jedem Land, in jeder Sprache immergleichen Ablaufs der Abenteuer binnen Minuten ins Spiel mit Kindern aus sechs anderen Nationen gefunden haben - "Paw Patrol, der Einsatz läuft!" - der kann am internationalisierten Massengeschmack auch völkerverständigungsfördernde Seiten erkennen.

Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Wie jeder Rausch geht auch dieser irgendwann vorbei, die wenigsten bleiben für immer hängen. Bei uns zuhause waren die Helfer auf vier Pfoten von einem Tag auf den anderen kein Thema mehr, unsere Jungs sammeln jetzt Fußballkarten. Es ist alles eine Phase, Hase.

Ein schönes Wochenende wünscht

Moritz Baumstieger

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