Corona:Ein Maskenleben

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Außerirdisch viel Müll? Muss nicht sein: Wer Stoffmodelle trägt, macht auch keinen Maskenmüll. (Foto: Leander Aßmann)

Masken sieht man gerade nicht nur in Gesichtern, sondern auch auf dem Gehsteig, im Wald oder im Wasser. Was passiert dort mit ihnen? Bei Masken aus Plastik ist jedenfalls klar: sie lösen sich nicht auf. Sondern bleiben.

Von Georg Cadeggianini

Wald

Türkise Standardmasken trägt man direkt im Gesicht. Deshalb sind darin keine Schadstoffe verarbeitet, die der Regen in den Waldboden spülen könnte. Allerdings löst sich die Maske auch nicht auf: Manche sind aus mehreren Kunststoffsorten hergestellt, andere nur aus einer. Aber alle sind voll und ganz aus Plastik. Landen sie im Wald, fallen im Herbst Blätter drauf oder auch mal ein ganzer Ast. Dann rutscht die Maske eine Schicht tiefer, aber das war's. Wie eine Plastiktüte wird sie dort bleiben und bleiben und bleiben.

Toilette

Sobald man spült, schwimmt eine Maske in der Toilette einfach mit - und zwar Richtung Kläranlage. Das ist der Ort, an dem unser Abwasser in mehreren Schritten gereinigt wird. Die Maske wird schon ganz am Anfang rausgesiebt. Da fließt das Wasser durch ein Stahlgitter, den sogenannten Rechen. Alles, was dort hängen bleibt, wird getrocknet und verbrannt.

Gehweg

Vielleicht schwämmen Wind und Regen die Maske in den nächsten Gully? In vielen Städten landet das Regenwasser aus Dachrinnen oder von der Straße im gleichen Rohr wie der Abfluss aus der Spülmaschine. Nur ein Drittel der Kanalisation in Deutschland arbeitet mit getrennten Rohren. Regenwasser aus dem Gully durchläuft dann nicht das komplizierte und teure Kläranlagensystem. Eine Maske bleibt wohl im Schlammfangeimer direkt unter dem Gully hängen.

Meer

Am Ende wird die Maske entweder am Strand angespült oder mit der Strömung zu einer der Plastikinseln getrieben, die sich auf dem Meer angehäuft haben. Auf der Reise dorthin ist sie eine doppelte Gefahr für Meerestiere. Mit ihren zwei festen Gummischlaufen als Schlingfalle und als Giftspender. Denn das Meer mit all seinen Strudeln und Wellen ist wie eine riesige Waschmaschine, die winziges Mikroplastik aus der Maske reibt.

Mülltonne

Der einzig richtige Ort, um eine Einmalmaske zu entsorgen. Mülltonnenmüll wird in Spezialanlagen verbrannt. Giftstoffe werden herausgefiltert, übrig bleibt das Treibhausgas CO₂. Deswegen ist es besser, Stoffmasken zu verwenden. Die kann man ganz normal in der Waschmaschine waschen und mehrmals verwenden.

Waschmaschine

Einmalmasken sind nicht dafür gemacht, dass man sie wäscht. Wer sie trotzdem mal in der Hosentasche vergisst, bekommt sie ein bisschen verkrumpelt, aber meist am Stück zurück (tatsächlich kann man sie danach auch noch mal tragen). Was man nicht sieht: Wie Fleecepullis oder andere Kunststoffsachen auch verliert die Maske in der Waschmaschine winzige Fasern, sogenanntes Mikroplastik. Mit dem Abwasser landet es in einer Kläranlage, die aber längst nicht alles rausfiltern kann.

Gelber Sack oder Tonne

Auch wenn die Masken aus Kunststoff sind, haben sie im Gelben Sack nichts verloren. Erstens ist das ziemlich unhygienisch, schließlich muss der gesammelte Gelbe-Sack-Müll sortiert werden. Zweitens sind Masken kein Verpackungsmüll und nur der darf in den Gelben Sack. Gerät doch mal eine Maske rein, wird sie aussortiert und verbrannt.

© SZ vom 07.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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