Familien-Newsletter:Schadet zu viel Bildschirmzeit?

Lesezeit: 2 min

Macht das Handy traurig? Oder sind traurige Kinder mehr am Bildschirm? Die Wissenschaft weiß es nicht genau. (Foto: imago images/Shotshop)

Zu diesem Thema gibt es unzählige Studien - und kaum klare Ergebnisse.

Von Sebastian Herrmann

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

entführt das Smartphone Ihre Kinder auch ständig aus dieser Welt? Fechten Sie ebenfalls einen ununterbrochenen Abnutzungskampf um die erlaubte Bildschirmzeit? Mir raubt der Eiertanz um das Handy - wie vermutlich sehr vielen Eltern - den letzten Nerv.

Mein ältester Sohn musste länger als ihm lieb war auf sein eigenes Handy warten, doch in der Fünften war er dann fast der einzige in seiner Klasse, der kein Handy besaß. Ihn zum analogen Sonderling zu stempeln, wollten wir auch nicht. Also gaben wir nach, und das Kind bekam ein Smartphone zum elften Geburtstag.

Wir installierten eine Kontroll-App auf dem Handy, in diesem Fall Google Family Link. Den Namen nenne ich hier ausdrücklich, weil diese App komplett für den Eimer ist. Mein Sohn brauchte keine vier Wochen, um von seinen Freunden zu lernen, wie sie sich manipulieren lässt. Viele Kinder scheinen da sehr raffiniert zu sein, wie meine Kollegen vom SZ-Magazin hier berichten. Ich hingegen brauchte Monate, um das zu kapieren. Lange dachte ich, mein Sohn würde heimlich an mein Smartphone gehen, um sich Handyzeit und gesperrte Apps freizuschalten. Dass er das geschmeidiger löste, verstand ich erst, als ich einmal in der Nähe des Chiemsees stand, am Handy herumdrückte und bemerkte, dass wieder sämtliche Einstellungen in der Familien-App verändert waren. Er konnte unmöglich an meinem Gerät gewesen sein.

Um kaum etwas machen sich Eltern in westlichen Ländern mehr Sorgen als um exzessive Bildschirmnutzung und ihre möglichen Folgen, weswegen mich das Thema auch als Journalist umtreibt. Gerade erst habe ich über eine Studie über die Wirkung von Mediennutzung geschrieben, die eine wahre Fleißarbeit war: Die Wissenschaftler haben die Ergebnisse von 2451 Einzelstudien mit insgesamt fast zwei Millionen Teilnehmern ausgewertet - ein gigantischer Datenberg! Die Ergebnisse sind ein bisschen ernüchternd und ein bisschen beruhigend. Ernüchternd, weil es über die Wirkung von Bildschirmzeit kaum belastbare Aussagen gibt. Beruhigend, weil die wenigen Effekte klein ausfallen. In diesem Text fasse ich zusammen, was die Forscher herausgefunden haben.

Ich mache mir daher keine Sorgen, dass das Smartphone meinen Sohn automatisch in die digitale Demenz treibt. Worüber ich mir aber Gedanken mache: dass ihm so viele Dinge entgehen, während er sein Smartphone vor den Augen hat.

Wie ist das bei Ihnen zu Hause? Haben Sie Strategien gefunden, mit denen sich die Handynutzung Ihrer Kinder stressfrei regulieren lässt?

Ein schönes Wochenende wünscht

Sebastian Herrmann

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