Kolumne: Die Altersweisen:Was bedeutet Autofahren für dich?

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Angelika, 72, vermisst ihren Mercedes, Luis, 19, genießt die neu gewonnene Freiheit. Wie junge und alte Menschen die Welt sehen und erleben, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Luis, 19, macht gerade Bundesfreiwilligendienst im Krankenhaus in Augsburg

(Foto: Privat)

"Autofahren bedeutet für mich Unabhängigkeit. Vor allem von meinen Eltern. Bevor ich meinen Führerschein hatte, war mein Leben viel komplizierter. Ich bin auf dem Land in Schwaben aufgewachsen. Meine Eltern mussten mich immer spätabends irgendwo abholen oder ich musste schauen, ob ein Bus oder ein Zug fährt. Das alles muss man natürlich nicht mehr machen, wenn man Auto fährt.

Andererseits fühle ich mich meistens auch ein bisschen schuldig, weil ich dadurch ja CO₂ ausstoße. Und ich versuche schon immer, darauf zu achten, so wenig wie möglich die Umwelt zu verschmutzen. Eigentlich fahre ich immer mit der Straßenbahn zur Arbeit. Meinen Kleinwagen, einen Mitsubishi Colt Motion, nehme ich wirklich nur, wenn es nicht anders geht - und dann versuche ich immer, Fahrgemeinschaften zu bilden, Freunde mitzunehmen, damit wir zumindest pro Kopf am wenigsten die Umwelt verschmutzen. Ein Elektroauto wäre natürlich besser, aber leider zu teuer für mich."

Angelika, 72, wohnt in Düsseldorf und hat früher ein kleines Kunstmuseum geleitet

(Foto: privat)

"Ich habe Autofahren geliebt. Leider ist meine Sehleistung schlecht. Als dann auch noch meine Reaktionszeit nachließ, wusste ich, jetzt ist es an der Zeit, das Auto abzugeben. Ich wollte unfallfrei bleiben. Es war so ein toller Wagen: Einen Mercedes von 1980, das Modell 200, mimosengelb.

Ich bin Düsseldorferin durch und durch. Deshalb war hinten auf der Ablage immer ein gehäkelter Hut mit dem Logo der Toten Hosen. Und um Weihnachten rum gab es von Mercedes so kleine Weihnachtsmützchen. Die konnte man vorne auf den Stern setzen. Der Hersteller behauptete damals, dass die Zipfelmütze auch bei 200 km/h auf dem Mercedes-Stern hält. So schnell bin ich aber nie gefahren.

Jetzt bin ich mit der Straßenbahn unterwegs. Gar nicht so einfach. 40 Jahre war ich in keiner Straßenbahn. Aber mit meinem Oldtimer durfte ich die letzten Jahre nur noch eine bestimmte Kilometeranzahl fahren. Das war gut. Denn so war ich gezwungen, ab und zu die Bahn zu nehmen."

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