Auto:So schmücken sich die Showcars aus Paris

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Paris (dpa/tmn) - Lack und Leder waren gestern. Zumindest bei ihren Designstudien experimentieren die Autohersteller auf dem Pariser Salon mit ganz neuen Materialien für den Innenraum. Die meisten sind ausgesprochen edel - aber manche kommen sogar vom Müll.

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Paris (dpa/tmn) - Lack und Leder waren gestern. Zumindest bei ihren Designstudien experimentieren die Autohersteller auf dem Pariser Salon mit ganz neuen Materialien für den Innenraum. Die meisten sind ausgesprochen edel - aber manche kommen sogar vom Müll.

Man möchte fast zur Sonnenbrille greifen, wenn man auf dem Pariser Automobilsalon (Publikumstage: 4. bis 19. Oktober) zum ersten Mal in den Innenraum des Citroën Divine DS schaut. Dabei ist es auf dem Messestand eigentlich relativ dunkel. Doch hinter den wie Scheunentore öffnenden Türen der Designstudie glitzert und funkelt es wie in einem Schmuckkästchen.

In dem Showcar sind rund um den Mitteltunnel pfundweise Weißgold und ein bisschen Granit verarbeitet, erklärt Designchef Thierry Metroz. Und in die Bezugstoffe - beispielsweise in den Türen - sind unzählige Glaskristalle von Swarovski eingewoben. „Damit wollten wir Luxus, Eleganz und Handwerkskunst einfangen und unserem Auto eine ganz spezielle Note geben“, begründet Metroz den auffälligen Zierrat. Natürlich wird es so schnell kein Gold in einem Citroën geben und wahrscheinlich auch keinen Naturstein, räumt er ein. Aber zumindest die Kristalle hält er durchaus für serientauglich und berichtet von den ernsthaften Ambitionen der österreichischen Firma Swarovski: „Die drängen mit aller Macht ins Autogeschäft.“

Weißgold statt Wurzelholz und Kristall statt Karbon - damit steht der Entwurf für ein kommendes Kompaktklassemodell von Citroën an der Spitze einer Entwicklung, die mittlerweile immer mehr Autobauer und deren Designer vorantreiben: die Suche nach neuen Materialien. Während Ingenieure und Konstrukteure um jedes Gramm ringen und zum Leichtbau vor allem auf Kohlefaser, Aluminium oder Magnesium setzen, lassen sich die Kreativen vom schönen Glanz inspirieren und experimentieren mit immer edleren Materialien.

Wie weit das führen kann, sieht man beim letzten Bugatti Veyron aus der Legenden-Serie. Der Roadster, der dem Firmengründer Ettore Bugatti gewidmet ist, hat eine aus dem Vollen gefräste Motorhaube aus Aluminium und zum ersten Mal Sitzbezüge aus einem besonders aufwendig verarbeiteten Pferdeleder, erläutert Firmenchef Wolfgang Dürrheimer. „Und alle Zier- und Anbauteile - vom Hufeisengrill bis zur Silhouette des tanzenden Elefanten im Innenraum - sind mit Platin überzogen.“

Anders als das Weißgold bei Citroën gibt es diesen vermutlich edelsten Rostschutz aller Zeiten auch in Serie. Dabei tut sich Bugatti ein wenig leichter als Citroën. Schließlich kostet das auf drei Exemplare limitierte Sondermodell mindestens 2,8 Millionen Euro.

Während Citroën und Bugatti ihren Zierrat aus der Schatzkammer holen, bedient sich Peugeot bei dem für Paris umgestalteten Innenraum der Peking-Studie Exalt quasi aus dem Müll. Denn die Mittelkonsole des eleganten Coupés ist nicht aus Walnuss oder Ahorn, sondern aus Altpapier gefertigt: Newspaperwood heißt das neue Material, erklärt Peugeot-Sprecher Ulrich Bethscheider-Kieser und schwärmt von den Materialeigenschaften. Es handele sich nicht nur um ein umweltfreundliches Recycling-Produkt, sondern sehe echtem Holz zum Verwechseln ähnlich. „Aufgrund der speziellen Verarbeitung sieht man beim Aufschneiden sogar so etwas wie Jahresringe“, sagt er.

So interessant das Zeitungsholz für die Umweltbilanz und das Ambiente kommender Autos sein mag, so offen ist wie bei vielen anderen neuen Materialien im Autobau seine Zukunft, räumt Bethscheider-Kieser ein: „Ob und wann solche Konsolen in Serie gehen können, ist noch nicht abzusehen.“

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