Familien-Newsletter:Wie bleibt man im Alter jung?

Lesezeit: 2 min

Hin und wieder einfach mal ins kalte Wasser springen? Vielleicht ist es das, was einen jung hält. (Foto: Imago Images / Westend61 /Gustafsson)

Der Opa unseres Autors wird bald 90. Er besteigt immer noch Berge und ist auch sonst sehr fit. Was ist das Geheimrezept von jung gebliebenen Senioren wie ihm?

Von Julian Gerstner

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ich meinen Opa frage, wie es ihm geht, sagt er, dass sich das Alter jetzt schon langsam bemerkbar mache. Was er damit meint? Mehrtägige Radtouren seien leider nicht mehr drin und auch beim Wandern müsse er genau schauen, welcher Gipfel noch machbar sei.

Mein Großvater wird diesen Monat 90. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir im Winter noch jeden Montag in einer viel zu niedrigen Schulturnhalle zusammen Volleyball gespielt (Grüße an die Montagstruppe!). Bis Opa irgendwann seinen Rücktritt erklärt hat. Vor ein paar Wochen erst hat er auch sein geliebtes Kajak verschenkt - noch so eine Leidenschaft von ihm: das Wasser.

Vielleicht gefällt mir auch deshalb diese Geschichte von meinem Kollegen Yannik Achternbosch über seine "Triathlon-Oma" so gut. Eigentlich, schreibt er, war seine Großmutter nie außergewöhnlich sportlich. Doch dann entdeckte sie das Laufen für sich, hörte mit dem Rauchen auf - und nahm sich nichts weniger als den härtesten Wettkampf der Welt vor: den Ironman auf Hawaii. Ich kann Ihnen den Text nur ans Herz legen.

Wie bleibt man jung? Diese Frage hat mich auch auf einer Dienstreise Ende November beschäftigt. Da bin ich nach Wien gefahren, um fünf Seniorinnen und Senioren im Keller eines Pensionistenhauses beim Bierbrauen zuzuschauen. Angeleitet von einem 32-Jährigen, der einen Ring in der Nase trägt und großflächig tätowiert ist. Manche Senioren sind noch gut zu Fuß, manche kommen im Rollstuhl. Manche sind dement. Das Schöne: Es geht eigentlich nur am Rande um Bier. Sie lachen, nehmen sich gegenseitig auf den Arm, haben eine gute Zeit.

Selbst wenn dort Bier gebraut werden sollte: Die wenigsten wünschen sich, dass die eigenen Eltern oder Großeltern mal in ein Pflegeheim oder eine andere betreute Einrichtung ziehen. Aber manchmal führt kein Weg daran vorbei. Wie redet man mit nahen Verwandten über das Thema, ohne Gefühle zu verletzen? Darüber hat meine Kollegin Christiane Bertelsmann mit der Neuropsychologin Katja Werheid gesprochen. Sie sagt: "Wir alle wissen, dass wir nicht ewig leben, dass auch wir gebrechlich werden. Aber wir versuchen, diesen Gedanken so lange wie möglich wegzuschieben."

Mein fitter Opa wohnt im dritten Stock ohne Aufzug. Noch geht das, aber irgendwann wird der Moment kommen, wo die vielen Stufen zum Problem werden. Wie geht man so ein Gespräch am besten an? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.

Ein schönes Wochenende wünscht

Julian Gerstner

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