Aktuell:Rot sehen 

„Er ist ein junger Büffel und ich bin 54“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich, nachdem er vom gegnerischen Kapitän David Abraham zu Boden gerammt wurde. Streich hat sich nicht verletzt. (Foto: AFP)

Wie Profifußballer mit Wut und Niederlage umgehen, davon kann man eine Menge lernen. Vor allem, wenn sie sich danebenbenehmen. So wie vergangenes Wochenende.

Von Georg Cadeggianini

Die eine Fußballelf liegt 1:0 vorne. Glücklich, denn auch die andere Mannschaft hat viele Chancen. Ein paar Mal sind sie ganz knapp vor dem Ausgleich, scheitern aber am Abschluss. Die einen spielen auf Zeit, klar, die anderen werden wütend. Bundesligaalltag, vergangenen Sonntag etwa beim Spiel Freiburg gegen Frankfurt. Irgendwann war die offizielle Spielzeit abgelaufen, Frankfurt liegt 0:1 hinten. Ein weiter Befreiungsschlag der Freiburger bringt den Ball über die Mittellinie zurück in die eigene Hälfte. Das kostet Zeit. Ideal für die Freiburger, um nichts mehr anbrennen zu lassen. Bitter für die Frankfurter, denen die allerletzten Sekunden davonrennen. Der Ball springt ins Seitenaus, vorbei an dem Freiburger Trainier Christian Streich, der - so sieht es von oben zumindest aus - dem Ball extra noch ausweicht. Der kullert Richtung Ersatzbank. Noch mal mehr Zeit. Der Frankfurter Kapitän David Abraham sprintet hinterher: Im Vorbeilaufen rammt er den Freiburger Trainer mit Schulter und ausgefahrenem Arm. Streich geht sofort zu Boden. Tumult entsteht. Dass ein Spieler einen Trainer angreift, gab es noch nie in der Bundesliga. Rambo Abraham kassiert natürlich Rot. Das DFB-Gericht entscheidet: Abraham muss 25 000 Euro Strafe zahlen und ist für die restlichen Spiele dieses Jahres gesperrt. Wut, Ohnmacht, Verlieren - all das sind Alltagsgefühle, die alle Sportlerinnen und Sportler kennen. Von Vorbildern aus dem Profisport kann man viel lernen - auch von schlechten, und seien sie Kapitän.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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