Die von Laktose-Intoleranz ausgelösten Beschwerden gehen häufig während einer Urlaubsreise in südliche Länder zurück. Grund ist aber nicht der Erholungseffekt in den Ferien, sondern ein geringerer Gehalt an Laktose in den Lebensmitteln, teilt der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) mit. "In südlichen Ländern enthalten Milchprodukte in der Regel weniger Laktose als im Norden, da dort der Anteil der Bevölkerung mit einer Laktose-Intoleranz höher ist als bei uns", erklärt Professor Richard Raedsch vom BDI.
Der Laktose-Gehalt von Lebensmitteln hängt von der Art der Herstellung ab: "Die Herstellungsprozesse von Milch, Käse, Joghurt oder Quark haben sich im Laufe der Zeit an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, so dass die Produkte in Gegenden mit einem hohen Laktose-intoleranten Bevölkerungsanteil wenig Laktose enthalten. Es ergibt ja schließlich keinen Sinn, etwa in Süditalien Käsesorten zu produzieren, die die Menschen dort gar nicht verdauen können", erklärt der Gastroenterologe aus Wiesbaden.
Für die weltweit verbreitete Laktose-Intoleranz lässt sich den Angaben zufolge ein Nord-Süd-Gefälle beobachten: Während in Skandinavien weniger als zehn Prozent der Bevölkerung betroffen sind, leiden in Deutschland rund 14 Prozent der Menschen darunter, in den Ländern rund ums Mittelmeer sind es bereits bis zu 70rozent; besonders häufig tritt Laktose-Intoleranz im südlichen Asien (90 Prozent) und Afrika (98 Prozent) auf.
Herstellungsprozess entscheidend
Generell enthalten Milchprodukte aus wärmeren Regionen, wie Ziegen- oder Schafskäse aus Griechenland oder der Türkei, weniger Laktose und verursachen bei Menschen mit einer Intoleranz weniger Probleme.
Noch stärker als von der Herkunft hängt der Laktosegehalt aber vom Herstellungsprozess ab; je nach Herstellungsart kann ein Joghurt viel Laktose enthalten oder fast völlig Laktose-frei sein: "Selbst Fachleute können den Laktose-Gehalt moderner Lebensmittel kaum einschätzen. Deshalb fordern wir schon seit langem entsprechende Angaben auf den Lebensmittelverpackungen", sagt Raedsch. Bislang biete nur die Kohlenhydratmenge einen Anhaltspunkt für den Laktosegehalt eines Nahrungsmittels.
Bei Laktose-Intoleranz geht im Erwachsenenalter die Aktivität des Enzyms Laktase immer weiter zurück, ohne das der Mensch Milchzucker (Laktose) nicht verdauen kann. Folge können Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall sein. Gegen eine Laktose-Intoleranz hilft nur das Vermeiden von Laktosehaltigen Lebensmitteln wie Milch, Joghurt, Quark oder Käse oder die Einnahme von Laktase-Präparaten. Laktose kann Lebensmitteln und in kleinen Mengen sogar Medikamenten als Zusatzstoff beigemengt sein.