Zum Tod von Tony Scott:Herr der bombastischen Bilder

Verfolgungsjagden, Rachefeldzüge, Spionage: In seinen Filmen schuf Regisseur Tony Scott einige der größten Action-Momente Hollywoods. Nun ist er im Alter von 68 Jahren gestorben.

Felicitas Kock

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(Foto: imago stock&people)

Verfolgungsjagden, Rachefeldzüge, Spionage: In seinen Filmen schuf Regisseur Tony Scott einige der größten Action-Momente Hollywoods. Nun ist er im Alter von 68 Jahren gestorben. Charakteristisch für die Filme Tony Scotts waren vor allem die visuellen Stilmittel. "Top Gun" (1986) war erste Werk, das auf diese Weise aus den gängigen Hollywood-Produktionen herausstach. Das extreme Tempo bei der Abfolge der Kameraeinstellungen war bis dahin nicht üblich, machte die Flugshow des Lieutenants Pete "Maverick" Mitchell (gespielt von Tom Cruise) für die Zuschauer aber umso aufregender. Die Geschichte um den jungen Kampfjetpiloten Mitchell, der sich auf einem amerikanischen Marinefliegerstützpunkt zu behaupten versucht, spielte 142 Millionen Euro ein - und Tony Scott trat zum ersten Mal aus dem Schatten seines älteren Bruders Ridley, der bereits mit Filmen wie "Alien" (1979) und "Blade Runner" (1982) berühmt geworden war.

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Der große Bruder prägte das Werk Tony Scotts von Anfang an. Die beiden arbeiteten vor und während ihrer Zeit in Hollywood auch als Werbefilmer und waren verantwortlich für zahlreiche TV-Spots. Auch in ihrer Freude, mit visuellen Mitteln zu experimentieren, glichen sich die Brüder. Beide wurden von Kritikern dafür gerügt, Filmtechnik und Spezialeffekte über Inhalte zu stellen. Dennoch gab es Unterschiede: "Ich bin eher klassisch und er eher Rock 'n' Roll" sagte Ridley einmal über seinen jüngeren Bruder. Nach "Top Gun" drehte Tony Scott 1987 den zweiten Teil der Actionkomödie "Beverly Hills Cop" (Foto) - ein weiterer Kassenerfolg, in dem Eddie Murphy mit deftigem Humor und großem Mundwerk den "Alphabet-Verbrecher" jagt.

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1990 folgte der Blockbuster "Tage des Donners". Wieder spielt Tom Cruise die Hauptrolle, wieder begeistert Scott das Kinopublikum mit rasant wechselnden Kameraeinstellungen und funkensprühenden Spezialeffekten. Anstatt auf dem Flugzeugträger finden die Stunts nun auf der Autorennbahn statt - Tony Scott trug seine private Vorliebe für extremen Nervenkitzel stets mit in seine Filme hinein. Die New York Times beschreibt den Regisseur in ihrem Nachruf als passionierten Kletterer, der auch gern schnelle Autos und Motorräder fuhr.

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So kitschig der Titel "True Romance" (1993) klingen mochte, eine sanfte Romanze durfte der Kinogänger von Regisseur Scott nicht erwarten. Der Film nach einem Drehbuch Quentin Tarantinos erzählt die Geschichte des jungen Paars Clarence (Christian Slater) und Alabama (Patricia Arquette), das in einem Sumpf aus Gewalt und Drogenhandel zu versinken droht. Die Kritiker nahmen das blutige Road-Movie mit der Scott-typischen Actionlastigkeit größtenteils positiv auf, in späteren Jahren wurde es häufig mit Tarantinos ein Jahr später erschienenem Kultfilm "Pulp Fiction" verglichen.

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Noch bekannter als "True Romance" ist Scotts Blockbuster "Der Staatsfeind Nummer 1" mit Will Smith (im Bild links neben Gabriel Byrne) aus dem Jahr 1998. Eigentlich war auch hier zunächst Tom Cruise für die Hauptrolle im Gespräch, letztendlich ging der Zuschlag aber an Smith. Er spielt den Anwalt Robert Clayton Dean, der eine Computerdisc mit Videomaterial über einen politischen Mord zugespielt bekommt - und der infolgedessen von Agenten der Regierung gejagt wird. Es entwickelt sich eine actionreiche Verfolgungsjagd, in der gegenseitige Überwachung und deren Ausschaltung im Zentrum stehen. Die dritte Hauptrolle neben Will Smith und Gene Hackman nahm einmal mehr die technische Versiertheit des Regisseurs ein. Scott brachte verschiedenste Kameraebenen zum Einsatz, der Zuschauer blickte durch die Augen von Überwachungskameras, durch Fernseherbildschirme und Computermonitore.

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(Foto: REUTERS)

In "Spy Game" (2001) mit Robert Redford und Brad Pitt wandte sich Scott nun ganz dem Agentenfilm zu, wobei auch dieser mit einem mehr als ausreichenden Maß an Action versehen ist. Kritiker sprachen von einem "Bildersturm" und von "Überinszenierung". Jedoch, beim Publikum kommen die bombastischen Aufnahmen an: Der Film spielt mehr als 100 Millionen Euro ein.

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Nach "Spy Game" intensivierte Scott die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Denzel Washington, der bereits in seinem Film "Crimson Tide" (1995) die Hauptrolle gespielt hatte. "Mann unter Feuer" hieß der Film, den die beiden im Jahr 2004 gemeinsam drehen. Washington spielt einen alkoholabhängigen Bodyguard. Als das kleine Mädchen entführt wird, das er schützen sollte, beginnt er einen brutalen Feldzug gegen alle, die auch nur im Entferntesten mit der Entführung in Zusammenhang stehen. Es handelt sich um eines der klassischen Motive des amerikanischen Actionfilms - um den Helden, der für die gerechte Sache erpresst, foltert und tötet.

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Es folgen weitere gemeinsame Filme wie "Déjà Vu" (2006), "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123" (2009) und schließlich Scotts letztes Regiewerk "Unstoppable" (2010). Scott rückte auch in den 2000er Jahren nicht von seinem Erfolgsrezept ab - immer lieferten sich seine Helden ein Rennen gegen die Zeit, immer kämpften sie gegen Ungerechtigkeit, immer gab es gewaltige Bilder. Die Kinozuschauer verehrten den Regisseur für den Aufwand, den er betrieb, um seine Geschichten zu erzählen. Foto: Tony Scott und Denzel Washington bei der Vorstellung ihres Films "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123"

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(Foto: AFP)

Zuletzt war Scott auch als Produzent in Erscheinung getreten, beispielsweise für den Film zur Achtziger-Jahre-Serie "Das A-Team". Zusammen mit seinem Bruder betrieb er eine Produktionsfirma. Gemeinsam arbeiteten sie außerdem an dem Filmprojekt "Killing Lincoln". Weggefährten wie der Regisseur Richard Kelly zeigten sich erschüttert über Scotts Tod. Der verstorbene Regisseur hinterlässt eine Frau und zwei Söhne. Foto: Tony Scott im Dezember 2006 in London auf der Großbritannien-Premiere seines Films "Déjà Vu".

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