Zum Tod des Pianisten Paul Badura-Skoda:Zurückhaltender Virtuose

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Der Wiener Pianist Paul Badura-Skoda (1927-2019) war seit den Fünfzigerjahren berühmt für seinen noblen Klavierstil. Er pflegte ihn bis ins hohe Alter. (Foto: Robert Newald/dpa)

Der 1927 geborene Wiener Pianist Paul Badura-Skoda ist gestorben.

Von Helmut Mauró

Im Mai dieses Jahres gab er sich noch einmal die Ehre. Im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins spielte der Pianist Paul Badura-Skoda Impromptus von Franz Schubert, die Kinderszenen von Robert Schumann, Wolfgang Amadé Mozarts Sonata facile und als Zugaben noch zwei Schubert'sche Moments Musicaux. Es war wie ein Treffen der Eingeweihten, man hörte durch das Erinnerte durchaus auch das Ende eines langen Musikerlebens, das gleichsam über die Zeit weiterlief in merkwürdiger Distanz, in eigentümlicher Brüchigkeit. Vor zwei Jahren schon, im Oktober 2017, hat sich der 1927 in Wien geborene Pianist mit einem auch programmatisch gedachten Statement von seinem Wiener Publikum im Goldenen Saal verabschiedet. Zu seinem 90. Geburtstag spielte er die letzten drei Sonaten von Ludwig van Beethoven.

Die sind nicht nur philosophisches Spätwerk und musikalische Herausforderung, sondern auch Vermächtnis, Kunstversprechen, Menschheitsvision - für Pianisten zählen diese Sonaten mehr als die Neunte Symphonie. "Sie gehen ins Unendliche, ins Jenseits", sagte Badura-Skoda damals, "er bringt uns in eine andere Welt." Diese Einschätzung liegt nahe, wenn man dem eigenen Ende entgegensieht, sie bringt Gelassenheit und erlaubt tröstenden Glauben ans Jenseits. Dabei konnte Badura-Skoda auf ein durchaus erfolgreiches Musikerleben zurückschauen. Sowohl als Solist, aber auch als Begleiter und Kammermusiker.

Mit Jörg Demus als Klavierpartner holte er Schuberts f-Moll-Fantasie glamourös auf die Konzertbühne. Badura-Skoda verkörperte in vielerlei Hinsicht das musikalische Wien, sein bevorzugtes Repertoire waren Werke der Wiener Klassik: Wolfgang Amadé Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert.

In den letzten Jahren trat er nur noch selten auf, blieb dennoch präsent, beurteilte als Wettbewerbsjuror den Nachwuchs. Er selber konnte sein Talent früh entfalten. Die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan engagierten ihn 1949, sein nobler, zurückhaltender Klavierstil passte in die Zeit. Er hat ihn ein Leben lang behalten und wurde dafür weltweit verehrt. Vorbild und Lehrer war der legendäre Edwin Fischer.

Badura-Skoda interessierte sich aber auch für historische Aufführungspraxis und sammelte alte Konzertflügel. Mit mehr als 200 Einspielungen, darunter sämtlichen Klaviersonaten von Mozart, Beethoven und Schubert, hat er sich auf dem Plattenmarkt behauptet. Am Mittwoch ist Paul Badura-Skoda, wie das Label Gramola mitteilt, nach langer schwerer Krankheit in Wien gestorben.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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