"When Animals Dream" im Kino:Heißblütiger Horror

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Sie kann auch sehr böse sein: Sonia Suhl als Marie in "When Animals Dream". (Foto: Prokino Filmverleih)

Erstes Blut, ein mädchenhaftes Monster: Wie sich in Jonas Alexander Arnbys Thriller "When Animals Dream" weibliche Lust entwickelt, das kann keine Gesellschaft zulassen.

Von Fritz Göttler

Wenn du so hinausgehst, sagt der Vater, kann ich nichts mehr für dich tun. Das ist schon das ganze Problem, um das es in diesem Film geht, die Rolle des Vaters an der Schnittstelle von Drinnen und Draußen, von Heim und Gesellschaft.

Er ist verantwortlich für das Wohlergehen der Tochter wie für die Sicherheit der Gemeinde. Man darf also Marie, wenn sie sich den Blicken der Dörfler aussetzt, auf keinen Fall die Provokation ansehen, die Gefährlichkeit, die ersten Zeichen der Verwandlung.

Frech und burschikos ist Marie in der Pause in der kleinen Fischfabrik, von der der Ort am Meer lebt, vergnügt zieht sie an der Zigarette, unter ihrer ein wenig zu großen blauen Schirmmütze - zu solchen greifen sie immer, wenn sie im Kino Weiblichkeit verbergen, ein Mädel zum Jungen stilisieren wollen.

Die comings of age sind schöner und aufregender und überraschender, wenn es nicht um Jungs, sondern um Mädels geht. Sonia Suhl hat ein überzeitliches Gesicht als Marie, es ist zaghaft und wild, und sie kann auch sehr böse sein, es ist ihre erste Kinorolle.

Verdruckst ist sie, wenn der Arzt sie untersucht, ihr von den Veränderungen spricht, die schon ihre Mutter aufwies, Schwindelgefühle, Sehstörungen, starker Haarwuchs am ganzen Körper, Blut an den Nägeln. Die Mutter sitzt nun im Rollstuhl, die Gesellschaft sediert alle - Frauen zumal -, von denen ihr Gefahr ausgehen könnte, und dabei wandeln die vorsorglichen Maßnahmen sich unvermutet in Rituale der Lust.

Regressiv, animalisch

Zwischen Carrie und Debra Graniks "Winter's Bone", sagt Regisseur Jonas Alexander Arnby, habe er seinen Film angesiedelt.

Die Metamorphosen der körperlichen Entwicklung, das uralte Thema des Horrorfilms, wenn der Körper sich zu verwandeln beginnt, regressiv, animalisch. In Hollywood gibt es ein kleines Meisterwerk dazu, den Werwolfklassiker "The Howling" von Joe Dante, 1981.

Arnby untersucht subtil das Leben mit der Transformation. Eine neue Sachlichkeit des Horrors. Da lebt etwas Heißblütiges in dieser Welt, die so kalt und abgestorben wirkt wie die Haufen toter Fische, die da verarbeitet werden. Wie hier weibliches Körpergefühl, weibliche Lust sich entwickelt, das kann keine Gesellschaft zulassen.

Nar dyrene drømmer, Dänemark 2014 - Regie: Jonas Alexander Arnby. Buch: Rasmus Birch. Kamera: Niels Thastum. Mit: Sonia Suhl, Lars Mikkelsen, Sonia Richter, Jakob Oftebro . Prokino, 84 Minuten.

© SZ vom 26.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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