Wettbewerb:Zeichen der Hoffnung

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Oh, diese Schmerzen! Vanessa Kirby und Shia LaBoeuf in "Pieces of a Woman". (Foto: Verleih/Verleih)

Die großen Hollywood-Studios fehlen dieses Jahr am Lido. Dafür hat man freien Blick auf einige neue Stars des internationalen Kinos.

Von Tobias Kniebe

Reale Menschen vor realen Leinwänden, auf denen brandneue Werke des Weltkinos laufen. Was bis vor Kurzem wie die Beschreibung eines x-beliebigen Filmfestivals geklungen hätte, ist zur Eröffnung der 77. Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica in Venedig die wichtigste Nachricht: Man kann (wenn die jeweiligen Reisebestimmungen es erlauben) in Fleisch und Blut dran teilnehmen.

Was allerdings nicht heißt, dass alle auch wollen. Die Hollywood-Studios etwa schicken nicht wie sonst ein paar Oscarkandidaten, sondern fehlen komplett. Schade, eröffnet aber auch neue Räume: Für die in den USA lebende Chinesin Chloé Zhao etwa, die in "Nomadland" die unvergleichliche Frances McDormand als arbeitslose Drifterin durchs Land schickt. Oder Gia Coppola: Weil ihre berühmte Tante Sofia mit ihrem neuen Film nicht kommen wollte (bis zuletzt wurde verhandelt), liegt automatisch viel größeres Gewicht auf ihr und ihrem zweiten Film "Mainstream".

Die Entscheidungen waren nicht leicht: Sogar Nanni Moretti, der wichtigste italienische Regisseur, wollte lieber auf Cannes 2021 warten. Andere Italiener wie Löwengewinner Gianfranco Rosi oder Daniele Luchetti (sein "Lacci" ist der Eröffnungsfilm) dagegen halten die Landesfahne hoch. Festivalchef Alberto Barbera spricht sogar von einem besonders starken italienischen Jahrgang. Stark sind diesmal auch die Regisseurinnen vertreten, sie stellen acht von achtzehn Wettbewerbsfilmen, das nähert sich der Parität: Neben der Deutschen Julia von Heinz unter anderen die Bosnierin Jasmila Žbanić, die Französin Nicole Garcia, die Sizilianerin Emma Dante und die Polin Małgorzata Szumowska. Gleich zweimal im Wettbewerb vertreten ist Vanessa Kirby, die tolle Princess Margaret aus der Serie "The Crown". Sie spielt in Kornél Mundruczós "Pieces of a Woman" ebenso wie in Mona Fastvolds "The World To Come". Wie das halt so ist - wo alte Stars fehlen, werden plötzlich neue geboren.

© SZ vom 02.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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