Vorschlag-Hammer:Gute Bekannte

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Zum Glück kennt nicht jeder alles, was es irgendwie, irgendwo, irgendwann schon einmal gab. In den Achtzigern etwa übernahm Jack Nicholson die Rolle des Batman-Gegenspielers Joker, zwanzig Jahre später spielte ihn Heath Ledger noch einmal, nur anders. Und aktuell ist Joaquin Phoenix als Joker im Kino zu sehen

Kolumne von Josef Grübl

Je länger man sich mit Kulturerzeugnissen beschäftigt, desto bekannter kommt einem der Nachschub an neuen Kulturerzeugnissen vor. Irgendwann war eben alles schon einmal da. Zum Glück kennt nicht jeder alles, was es irgendwie, irgendwo, irgendwann schon einmal gab - was mit dem Alter zu tun haben kann, mit Ahnungslosigkeit oder Angebotsüberhang. In den Achtzigern etwa übernahm Jack Nicholson die Rolle des Batman-Gegenspielers Joker, zwanzig Jahre später spielte ihn Heath Ledger noch einmal, nur anders. Aktuell ist Joaquin Phoenix als Joker im Kino zu sehen, er macht wieder alles anders, dementsprechend groß ist die Begeisterung über sein Spiel als auch über den Film.

Neu ist das Ganze trotzdem nicht. Darum geht es aber auch gar nicht, viele Zuschauer haben keine große Lust auf Experimente und schauen lieber Bewährtes, das im besten Fall nur so stark variiert wurde, dass man es wiedererkennt und trotzdem nicht gelangweilt wird. Insofern darf sich wohl auch Bora Dagtekin auf seinen nächsten Kinohit freuen: Der Macher der "Fack ju Göhte"-Filme erzählt in Das perfekte Geheimnis (ab nächster Woche im Kino) von sieben Freunden, die während eines Abendessens alle ihre Handynachrichten miteinander teilen. Für uns Deutsche mag das neu und aufregend sein, für Italiener, Franzosen oder Griechen eher weniger: Dort liefen die Filme über sieben Freunde, die bei einem Abendessen alle ihre Handynachrichten teilen, bereits vor ein paar Jahren - erst jetzt wurde die Story für den deutschen Markt aufbereitet.

Ebenfalls schon häufiger erzählt wurden Geschichten von geklonten Männern, aktuell etwa in "Gemini Man" oder in der Neunzigerjahre-Komödie "Vier lieben dich". Einen raffinierten Dreh der Mann-versus-Klon-Story hat das Filmemacherpaar Jonathan Dayton und Valerie Faris hingekriegt: Sie erzählen in ihrer Netflix-Serie Living With Yourself von einem erschöpften Jedermann (Paul Rudd), der sich in einem chinesischen Spa aufpäppeln lassen will, dabei aber komplett erneuert wird - im wahrsten Sinne des Wortes. Auf einmal hat der arme Mann einen identisch aussehenden Nebenbuhler neben sich, der alles besser macht und Ansprüche stellt auf seinen Job, sein Haus und seine Frau.

Wer im Theater bewährte Münchner Geschichten sehen will, sollte dagegen nach Wien reisen: Am Burgtheater werden derzeit einige der Hits aus dem Residenztheater wiederverwertet, Faust oder Don Karlos etwa, dem Intendantenwechsel sei Dank. Aber Wien ist sowieso immer eine Reise wert - und wenn man schon einmal da ist, kann man sich gleich noch in der Albertina die großartigen Bilder von Maria Lassnig ansehen. Die österreichische Malerin wäre dieses Jahr hundert Jahre alt geworden, deshalb gab es im Münchner Kunstbau im Lenbachhaus bereits eine schöne Ausstellung (die leider schon beendet ist). Dafür ist jetzt an selber Stelle eine Schau über Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin zu sehen. Das Künstlerpaar dürfte Münchner Kunstfreunden ebenfalls recht bekannt sein, so wie in dieser Schau hat man sie aber doch noch nie gesehen.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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