Vorschlag-Hammer:Der sanfte Groove der Tradition

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Das Weihnachtsprogramm der Unterfahrt ist fast schon zum Ritual geworden

Kolumne von Oliver Hochkeppel

Wer schon einige Bescherungen hinter sich gebracht hat und von der Rolle des Bescherten mehr und mehr in die des immer ratloser Bescherenden gerutscht ist, der will und muss nicht mehr auf jeden Zug aufspringen. Der braucht keine Weihnachts-App, kein X-Mas-Gimmick und keinen Holografie-Weihnachtsbaum. Für den bleibt das für die Süßwaren- und Kostümhersteller importierte Halloween immer noch Allerheiligen und der bekanntlich 1931 von Coca-Cola erfundene Weihnachtsmann das Christkind. Für den sind, ob gläubig oder nicht, Rituale wichtig. Als Struktur und Insel im immer hektischer werdenden Alltag. Als das, was Tradition bildet.

Und so verbinden sich auch kulturelle Traditionen mit Weihnachten, von den Advents- und Gospelkonzerten über Krippenspiele aller Art (und seien sie so verrückt wie gerade erst bei den "Moving Krippenspielers" des verwegenen Trompeters Matthias Schriefl) bis zur Hausmusik. Selbst wer Weihnachten nicht im Kreis der Familie verbringen muss, will oder kann - München hat 56 Prozent Single-Haushalte, da dürften einige ohne Heilig-Abend-Verpflichtung dabei sein -, bekommt einiges geboten. Jazzfreunde werden besonders üppig bedacht, dank des auch schon zum Ritual gewordenen Programms der Unterfahrt. An Heiligabend ist dort der Christmas Jam eine liebe Tradition. Das Fest der Liebe wird hier ohne allzu viel Pathos, dafür mit viel Swing und Groove gefeiert. Dafür sorgen heuer Schlagzeuger Bastian Jütte als Leiter, Bassist Andreas Kurz und der Gitarrist Philipp Schiepek als Session-Band, bei der inspirierte Einsteiger willkommen sind.

Die Blue-Note-Christmas findet dann nach einem Tag Pause zum Ausruhen traditionell mit Gesang seine Fortsetzung. Am 25. lädt Lisa Wahlandt, seit vielen Jahren eine der herausragenden Stimmen des deutschen Jazz, zusammen mit einer illustren Rhythmusgruppe aus Jan Eschke am Klavier, Sven Faller am Bass und Manfred Mildenberger am Schlagzeug "Home for Christmas". Gleich zwei Tage kann man danach die Heimkehrerin Johanna Schneider bewundern, begleitet von Tizian Jost am Piano sowie wiederum Andreas Kurz und Bastian Jütte (bei denen ist wirklich Musik drin an Weihnachten): Am 27. ist unter dem Titel "I Wish You Love" ein romantischer Abend garantiert. Am folgenden Abend besingt sie mit "Moonsongs" den Erdtrabanten, dem so viele ganz verschiedene Standards gewidmet wurden. Glücklich, wer da mitfeiern kann.

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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