Vorschlag-Hammer:Begegnen und bewegen

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Um über Demokratie nachzudenken, gibt es in München gerade einige Gelegenheiten: Diskussionen, Austellung, Preisverleihung. Das Thema treibt Denker und Künstler um, bewegt durch die Hoffnung "Democracy will win!"

Kolumne von Antje Weber

Alles wirkliche Leben ist Begegnung." Diesen Satz des Philosophen Martin Buber zitierte Frido Mann kürzlich in der Monacensia; der Psychologe und Schriftsteller berichtete dort unter dem Titel "Democracy for Peace" von einer Vortragsreise durch die USA. Er erzählte von verhinderten und erfolgreichen Diskussionen in einem polarisierten Land, in dem immerhin noch ein "Miteinander der Menschen im Kleinen" zu erleben sei. Und er forderte Reformen, um die Demokratie an die veränderten Zeiten anzupassen.

Die gefährdete Demokratie, sie ist derzeit ein beherrschendes Thema. Frido Mann jedenfalls setzt auf "wirkliche Begegnung in der Tiefe". Seit Jahren ist er ein Anhänger des Weltklosters in Radolfzell, hofft auf eine von Kontemplation unterstützte "Dialogfähigkeit", auf Annäherung und Ausgleich. Mit seinen Vorträgen, die er in Europa fortsetzen will, knüpft er an das Engagement seines Großvaters Thomas und seiner Tante Erika während des Zweiten Weltkriegs an. Mehr dazu wird man von 28. März an im Literaturhaus erfahren: Thomas Mann: Democracy will win ! heißt die Ausstellung, lautet die Hoffnung.

Wer zusammen mit anderen über die Entwicklung der Demokratie nachdenken will, hat derzeit viel Gelegenheit dazu. Die Volkshochschule bietet unter dem Motto Das Experiment: Deutschland und die Demokratie zahlreiche Veranstaltungen, etwa die Diskussion "Demokratisch? Die ambivalente Rolle der Zivilgesellschaft" am 3. Februar im Gasteig oder die Zukunftswerkstatt "Demokratie weiter denken" am 15. Februar im Einstein 28. In der Monacensia wird am 11. Februar über Anstand, Freiheit, Toleranz diskutiert, im Literaturhaus am 20. Februar mit der jungen Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer über Demo for Future?. Dazu passt dort eine Preisverleihung am 17. Februar: Die französische Philosophin Corine Pelluchon erhält den Günther-Anders-Preis für kritisches Denken, das sie offensichtlich mit ihrem Buch "Ethik der Wertschätzung" über Wege in eine ökologische Zivilisation bewiesen hat.

Wege in eine bessere Gesellschaft suchen am 15. Februar auch Wissenschaftlerinnen und Künstler bei einer Shadow Munich Security Conference in den Kammerspielen, parallel zur Münchner Sicherheitskonferenz mit Politikern aus aller Welt. Wer die Gesten der Macht dagegen spielerischer studieren möchte, der sollte unbedingt, so nicht längst geschehen, den Ballettabend Spartacus an der Bayerischen Staatsoper besuchen (nächster Termin erst im Mai). Wie da die Römer auftrumpfen, die Sklaven dagegenhalten, die Frauen sich irgendwie zu behaupten suchen; wie das tänzerisch mit stupendem Furor in Perfektion dargeboten wird, das ist große Kunst und, ja, ganz großes Kino auf der Bühne. Das ist ja nicht unwichtig: Auch wenn dies ein aufschlussreicher Abend zum Thema Macht ist - vor allem ist er hinreißend schön.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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