Varieté:Nach der neuesten Mode

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Noch tragen die Artisten der ukrainischen Zirkus-Theatertruppe "Bingo" Jeans und Turnschuhe - im Verlauf der Show "Fashion" schlüpfen sie in opulente Kostüme. (Foto: Gop)

Die neue Gop-Show "Fashion" vereint Ästhetik mit Athletik. Entstanden ist das artistische Prêt-à-porter als Koproduktion mit dem ukrainischen Zirkus-Theater Bingo

Von Barbara Hordych

Das vielleicht Schönste an der neuen Gop-Show "Fashion" ist etwas, das sich auf der Bühne nur indirekt vermittelt: "In Zeiten, in denen sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine politisch zuspitzt, ist die harmonische Zusammenarbeit zwischen der ukrainischen Zirkustruppe Bingo und dem russischen Komiker-Duo umso erfreulicher", sagt Gop-Kreativdirektor Werner Buss. Die aktuelle Ausgabe "Fashion" vereint Schau mit Show, präsentiert eine extravagante Mischung aus ausladenden Kostümen und hochklassiger Artistik. Die Artistinnen beherrschen den Gang auf hohen Plateauschuhen ebenso gekonnt wie ihre eigentliche Profession, die Handhabung von Strapaten, Luftring, Vertikaltuch und Hula-Hoop. "Fashion" ist eine Koproduktion mit Irina German und Igor Protsenko, in deren Showschmiede weltweit innovative Bühnen-Konzepte entstehen. Für das Gop-Theater konzipierten sie bereits die Erfolgsproduktionen "Move" und "Lipstick", auch der Circus Krone holte die "Bingos" im Dezember vergangenen Jahres für sein Jubiläumsprogramm "100 Jahre Circus Krone in München".

Durch das Programm der Crew aus Kiew führen die beiden St. Petersburger Comedy-Clowns Victor und Anton Franke, Vater und Sohn. "Anton ist vor Kurzem Vater geworden, derzeit besucht ihn seine Frau mit dem Baby in München; die Künstler wechseln sich nicht nur bei der Betreuung des Babys untereinander ab, sondern sie wohnen und frühstücken auch alle zusammen in unserem Künstlerhaus", sagt Werner Buss.

Die Frankes bringen den Charme alter Zirkusschule auf die Bühne, bescheren den Zuschauern die ein oder andere Atempause in der sehr temporeichen und dynamischen Show. Etliche Acts werden live begleitet von der Geigerin Diana Daiub, die ihre glamourösen Auftritte als Tribut an die Modewelt in einem bunt schillernden Federkleid zelebriert.

Nachhaltig beeindruckt Tetiana Bitkine, die sowohl viel Kraft als auch Eleganz zeigt, wenn sie an den Strapaten, einer Disziplin der Luftakrobatik, in die Höhe gelangt. Dort auch noch schöne Figuren zu zeigen, gehört zu den schwierigsten Herausforderungen der Artistik: bei Tetiana Bitkine sieht das Ganze allerdings alles andere als strapaziös aus, sondern einfach nur unfassbar schön.

Der junge Artist Anton Shcherbyna hat sich auf ein sehr klassisches Zirkus-Requisit spezialisiert, schließlich kam das Rola Bola schon im Mittelalter zum Einsatz. Der Akrobat balanciert auf einem Brett, das auf kleinen Rollen liegt. Schon mit einem Rola- Bola ist das für Laien ein Ding der Unmöglichkeit. Anton Shcherbyna baut jedoch einen ganzen Rola-Turm - eine wackelige und spektakuläre Performance, die vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Das Duo Alexander und Yelyzaveta ist zugleich Höhepunkt und Abschluss der Show: Ihre Partnerakrobatik transportiert neben schier unglaublich akrobatischen Figuren sehr viel Emotion. Die beiden Artisten erzählen mit ihrer Darbietung eine dramatische Liebesgeschichte um Distanz und Nähe, um perfekte Harmonie, Vertrauen und Hingabe, wunderschön untermalt von Lara Fabians Chanson "Je suis malade". Mit ihren waghalsigen Hebe- und Wurffiguren erinnern sie an die meisterhafte Kür der Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot.

Da bleibt auch Karl Lagerfeld, der immer mal wieder als lebendes Gemälde auf die Bühne kommt, nichts anderes übrig, als den Daumen lang anhaltend nach oben zu recken.

Fashion ; noch bis 17. März, Gop-Varieté-Theater, Maximilianstraße 47

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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