Es begann vor gut drei Jahren mit einer Titelgeschichte im Focus: Ein Greis namens Cornelius Gurlitt habe in seiner Wohnung in Schwabing 1500 Kunstwerke versteckt, einen "Nazi-Schatz", der 1,5 Milliarden Euro wert sei und zu großen Teilen aus Raubkunst bestehe - die Sammlung seines Vaters, des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. Die Staatsanwaltschaft hatte sie eineinhalb Jahre zuvor beschlagnahmt und kein Wort davon an die Öffentlichkeit dringen lassen. Man fragte sich, was unglaublicher war: die Geschichte von den Meisterwerken in der vermüllten Wohnung - oder die der überforderten Provinz-Staatsanwälte.
Urteil im Fall Gurlitt:Akte zu, Fragen offen
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Das Münchner Oberlandesgericht spricht die Sammlung Gurlitt nach drei Jahren Streit dem Kunstmuseum Bern zu. Die Raubkunstdebatte ist damit aber nicht beendet.
Von Jörg Häntzschel und Catrin Lorch