Die Lieder von Tocotronic, und hier besonders die frühen aus den Neunzigerjahren, liefern im Text oft gleich die Szenen für ein mögliches Musikvideo mit, so visuell sind sie. Zum Beispiel der Evergreen "Drüben auf dem Hügel" über die Melancholie des letzten Sommerferientags: "Drüben auf dem Hügel möcht' ich warten / Im nassen Gras in unserm Schrebergarten". Oder der Stadtspaziergang, ebenfalls melancholisch, aus "Der schönste Tag in meinem Leben", der vorbeiführt "an allen mir verhassten Orten / An denen nie etwas passiert / In der komischen Passage, durch die niemand mehr flaniert".
Aus diesen gehörten Erinnerungen, die Fans der Band zu ihren eigenen geworden sind, hat der Journalist Michael Büsselberg einen sehr charmanten Band mit Songcomics gemacht, gezeichnet von elf Comiczeichnern, in ganz verschiedenen Stilen, von ziemlich abstrakt bis ziemlich realistisch.
Am besten ist das, wenn sie sich von der reinen Illustration der Texte entfernen: Christopher Tauber und Katja Klengel erzählen zur Hassliebeshymne auf die Provinz "Let There Be Rock" auf wenigen Seiten von einer Frau, die aus Berlin in ihre Kleinstadt-Heimat zurückkehrt, vielleicht aus Mangel an Erfolg, an Geld. Die Rückkehr ist für sie ein Scheitern. Aber ihre Freundin, die aus dem Toco-Song zitiert, macht sie ihr immerhin bittersüß: "Verflixt nochmal! Let There Be Rock!"