Tierbuch:Was für ein Budenzauber

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Überraschendes, Komisches und Unerwartetes von Tieren, die wir eigentlich zu kennen glauben.

Von Kathrin Zinkant

Tiere gehen immer. Vor allem, wenn es lustig sein soll. Und überraschend, wie in diesem Buch. Sogar die Erwachsenen lernen noch etwas über das absonderliche Sexleben der Nacktschnecke. Oder über die Achtsekunden-Fürze von Heringen. Oder über die Liebenswürdigkeit des Ohrenkneifers. Bibi Dumon Tak hat dazu jedenfalls so einiges zu sagen. In " Mücke, Maus und Maulwurf. Die allernormalsten Tiere der Welt" berichtet die holländische Kinder- und Jugendbuchautorin zum nunmehr dritten Mal Unglaubliches über Tiere, von denen man eigentlich dachte, man wisse schon alles über sie. Was dieses Buch einmal mehr richtigstellen wird. Auf jeweils ein bis vier Seiten geht Tak dabei nicht lexikalisch auf das ein, was man über eine Wespe, einen Fuchs oder Blaureiher schon kennt. Sondern erzählt, was man unbedingt noch wissen sollte. Und in der Wikipedia nicht findet.

" Kuckuck, Krake, Kakerlake, der erste Band, war 2010 überschwänglich für den Witz und die Poesie der hübsch illustrierten Tierporträts gefeiert und folgerichtig mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden. Für das neue Buch hat sich die Tierfreundin Tak nun 40 Allerweltstiere vorgeknöpft, und wieder hat die Illustratorin Fleur van der Weel auf fast jeder Seite eine wunderbare Zeichnung beigesteuert. Leider nicht in Farbe, wie das schöne Buchcover es nahelegt. Sondern in Schwarz-Weiß. Das ist vielleicht ein winziges Minus, auch an dem neuen Buch, denn van der Weels Abbildungen könnten für Kinder etwas zu ernst wirken. Ansonsten aber werden nicht nur die Kleinen großartig unterhalten, wenn es um mehr oder weniger stinknormale Tiere geht. Turmfalken sieht man zwar nicht gerade jeden Tag und von Maulwürfen auch nur die Hügel. Die meisten Tiere aber, über die hier erzählt wird, sind kleinen wie großen Lesern zumindest bekannt.

Die Zecke zum Beispiel, und die Kellerassel. Der Stichling und der Spatz. Und natürlich der Igel, über dessen Beliebtheit die Autorin ganz zu Recht einmal ausführlich nachdenkt. Denn die Menschen verteilen ihre Liebe im Tierreich ganz schön ungerecht.

In der gewohnt jugendnahen Sprache - "Mann, ey, was für ein Budenzauber" - lässt Tak sowohl verhasste als auch geliebte Lebewesen in völlig neuem Licht erscheinen. Das ist sehr oft sogar richtig unappetitlich. Aber immer erstaunlich. Und deshalb auch ein Lehrstück in Sachen Tierromantik und Neugier.

Denn so menschlich die Vergleiche auch werden, wenn zum Beispiel das aberwitzige Brutverhalten des Stichlingsmännchens zur Sprache kommt: Ein Tier bleibt ein Tier. Und wer glaubt, alles über ein Tier zu wissen, muss schon ganz schön eingebildet sein. Oder Professor. (ab 10 Jahre)

Bibi Dumon Tak : Mücke, Maus und Maulwurf. Die allernormalsten Tiere der Welt. Mit Illustrationen von Fleur van der Weel. Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik. Hanser 2016. 96 Seiten, 12,90 Euro.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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