Thriller:Die KI-Prinzessin

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Luke Scott, der Sohn von Regielegende Ridley Scott, gibt sein Kinodebüt mit dem Laborthriller "Das Morgan Projekt" mit Kate Mara in der Hauptrolle.

Von Fritz Göttler

Du warst bestimmt ein schönes Baby, du warst bestimmt ein wunderbares Kind ... Ja, Morgan mögen alle, Morgan übertrifft die wildesten Erwartungen. Morgan, die Kindfrau. Wenn sie in ihrem flauschigen grauen Kapuzenjäckchen in der Ecke kauert, schaut sie aus wie ein Teddybär. Aber ihre Augen sind unergründlich und leer.

Morgan ist ein KI-Projekt, künstliche Intelligenz und synthetische DNA, im Labor gezeugt und aufgezogen, mit unglaublicher Geschwindigkeit gewachsen, von einer Gruppe Wissenschaftler liebevoll umhegt, in einem romantisch gelegenen alten Haus in den Bergen. Die Menschen lieben sie, aber sie wird in einer sicheren Glaszelle gehalten. Eine Retortenprinzessin.

Kann es KI mit Emotion geben, und muss das zu Aggressionen führen?

Toby Jones ist einer der Wissenschaftler und Michelle Yeoh und Jennifer Jason Leigh, umgängliche Typen, aber bis zum Letzten würde man ihnen dann doch nicht trauen. Wissenschaftler gehören zum ganz dubiosen Personal in Hollywood, ihre Motive sind, im Kino, nie eindeutig. Die einen hängen sich zu stark an ihre Objekte, emotional, die anderen entwickeln Lust an der Manipulation, auch: Sadismus. Wenn später Paul Giamatti ins Labor dazukommt, unterzieht er Morgan einem provokanten, mörderischen Test: Morgan, siehst du dich als eine Person? Nein, erwidert Morgan, als etwas Neues.

Luke Scott inszeniert in seinem ersten Spielfilm jegliche Idylle in schönster Doppeldeutigkeit; die familiäre Harmonie, drinnen, aber auch im Wald, ist trügerisch - das hat er womöglich von seinem Vater Ridley gelernt. Morgan (Anya Taylor-Joy) hat einer Person des Wissenschaftsteams ein Auge ausgestochen. Kann es KI mit Emotion geben, und muss das zu Aggressionen führen? Und gefährdet das den Erfolg des Projekts? Man kennt die Geschichte, aus Kubricks "2001" - der Supercomputer Hal, der sich gegen das Abschalten wehrt. Um das Neue in den Griff zu kriegen, muss eine objektive, coole, unabhängige Ermittlerin ran, deshalb wird Lee (Kate Mara) in die Laborstation geschickt, die die Situation prüfen soll. Evaluieren nennt man das heute, denn natürlich gibt es auch in diesem Film Wissenschaft nicht ohne Interessen der Wirtschaft dahinter. In Lees Coolness ist die Seelenlosigkeit von Morgan perfekt gespiegelt, sie sind die Figuren, von denen das Kino am liebsten träumt.

Morgan, USA 2016 - Regie: Luke Scott. Buch: Seth Owen. Kamera: Mark Patten. Musik: Max Richter. Schnitt: Laura Jennings. Mit: Kate Mara, Anya Taylor-Joy, Michelle Yeoh, Jennifer Jason Leigh, Paul Giamatti. 20th Century Fox, 92 Minuten.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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