Theatertreffen digital:Heimkehr und Entfremdung

Szene aus "Einfach das Ende der Welt" vom Schauspielhaus Zürich mit Benjamin Lillie als Künstler, der zu seiner Familie in der Provinz zurückkehrt. (Foto: Diana Pfammatter)

Das Berliner Theatertreffen wird im Mai wegen der Pandemie erneut ins Internet verlegt.

Von Christine Dössel

Zum zweiten Mal wird das Berliner Theatertreffen wegen der Corona-Pandemie online stattfinden. Die von einer Jury nominierten zehn "bemerkenswertesten Inszenierungen" werden vom 13. bis 24. Mai als Livestream aus dem jeweils produzierenden Theater oder als Aufzeichnung gezeigt. Die Zuschauer können dafür freiwillig einen Beitrag zahlen. Auch der Sender 3sat wird wieder einige der Produktionen aufzeichnen und ausstrahlen. Falls analoge Veranstaltungen im Mai doch möglich sein sollten, werde dies kurzfristig angekündigt, sagte Festivalchefin Yvonne Büdenhölzer.

Eröffnet wird das digitale Best-of-Festival am 13. Mai mit dem Livestream der Inszenierung "Einfach das Ende der Welt" nach Jean-Luc Lagarce in der Regie von Christopher Rüping aus der Zürcher Schiffbauhalle ( hier zur Jurybegründung). Es ist ein Familiendrama, die Geschichte einer Heimkehr und Entfremdung: Ein Mann, der in der Großstadt zum erfolgreichen Künstler wurde, kehrt nach zwölf Jahren zu seiner Familie in der Provinz zurück, todkrank und mit vielen lieb gewordenen Vorurteilen im Gepäck. Für den Regisseur Rüping ist es bereits die vierte Einladung zum Theatertreffen.

Zwei der zehn ausgewählten Inszenierungen sind coronabedingt schon bei der Premiere nur als Livestream zu sehen gewesen, etwa Sebastian Hartmanns "Zauberberg"-Version nach Thomas Mann am Deutschen Theater Berlin, virtuos gefilmt mit zwei beweglichen und vier statischen Kameras und eigener Live-Bildregie. Der traditionell zum Theatertreffen gehörende Stückemarkt, der im vergangenen Jahr ausfiel, wird diesmal nachgeholt, mit Streams aus England, Kanada und Berlin. Außerdem soll es einen Schwerpunkt zum legendären New Yorker Living Theatre geben.

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