Tanztheater:Zelensky bleibt in München

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Der Direktor des Bayerischen Staatsballetts und seine Pläne

Von Eva-Elisabeth Fischer, München

Sie unterschreiben den Vertrag vor Zeugen an diesem sonnigen Nachmittag im Ministerium. Wobei der Ballettchef dem Kunstminister den Vortritt lässt. Igor Zelensky wird also die Geschicke des Bayerischen Staatsballetts auch weiterhin bestimmen, in seiner zweiten Amtsperiode von fünf Jahren bis 2026. Bernd Sibler (CSU) sagt lässig, was die wenigen Journalisten nach wiederholten vergeblichen Anfragen nicht mehr für möglich gehalten hatten: "Wir sind stolz auf Sie." Und der Minister wendet sich weiter an den sichtlich entspannten Ballettchef: "Es war keine schwierige Entscheidung für Sie." Er lobt das internationale Niveau des Balletts.

Erreicht werden konnte es auch dank seiner internationalen Gäste. Doch nicht nur deshalb fällt die Bilanz der ersten drei Jahre unter Zelensky in Zahlen so gut aus wie nie zuvor: durchschnittlich 95 Prozent verkaufte Plätze von 2100. In Zukunft werde es aber keine Gasttänzer mehr geben, sagt Zelensky. Wohl auch nicht den für seine früheren Social-Media-Posts umstrittenen Sergei Polunin, den sein Mentor Zelensky als "bunten Vogel" bezeichnet.

Zelensky baut nun auf die Kraft seiner Weltklassetänzer im eigenen Ensemble, das sich von Spielzeit zu Spielzeit ändert. Aber Zelensky muss mit ihm weiterhin ein riesiges Repertoire bestreiten: 73 Staatsballetttänzer und neun Volontäre der Junior Company gehören dazu. Das gibt keine Zweitbesetzungen her, die Verletzungsquote ist entsprechend hoch. Zusätzliche Planstellen gibt es zunächst nicht, weil der neue Haushalt erst 2021 verabschiedet wird. Was den Spielplan betrifft, baut Igor Zelensky weiterhin auf zwei Standbeine, die Abendfüller der Ballettklassik bis zu John Cranko und John Neumeier - am 18. Oktober kommt noch die Ausgrabung von Roland Petits "Coppélia" hinzu - und Namen aus dem "Who's who" der aktuellen internationalen Choreografen-Creme. Er holt sie für die zweite, der Moderne gewidmete, dreiteilige Premiere ans Haus: Alexei Ratmansky, David Dawson, Wayne McGregor und die Israelin Sharon Eyal. Bis 2022 hat Zelensky bereits fertig geplant.

2021 übergibt Nikolaus Bachler - laut Zelensky "der beste Intendant der Welt" - an seinen Nachfolger Serge Dorny. Auf den freue sich Zelensky, wie er sagt. Und er hoffe, dass der künftige neue Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski auch Ballett dirigieren wird.

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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