Südamerikanische Literatur:Im Löwenrachen

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Vor fünfzig Jahren erschien der Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez und war ein Welterfolg. Jetzt erscheint eine deutsche Neuübersetzung - aber ist das nötig gewesen?

Von Nicolas Freund

Haben Übersetzungen ein Verfallsdatum? "Übersetzungen veralten bekanntlich schneller als die Originale, eine Folge der individuellen und zeitbedingten Interpretation des Textes", schreibt Dagmar Ploetz im Nachwort ihrer Neuübersetzung von Gabriel García Márquez' "Hundert Jahre Einsamkeit". Die bisherige deutsche Übersetzung des Autors, Herausgebers und Lateinamerikaexperten Curt Meyer-Clason erschien 1970 und ist damit fast so alt wie der im spanischen Original 1967 erschienene Roman. Kann denn eine Übersetzung, die zeitlich so nah am Originaltext und seiner Zeit liegt, veralten, ohne dass man dasselbe über die Vorlage sagen kann? Wenn das Werk altern darf, warum nicht auch die Übersetzung? Oder anders gefragt: Wenn Übersetzungen immer "zeitbedingt" interpretieren, braucht man dann eine deutsche Version von "Hundert Jahre Einsamkeit" aus dem Jahr 2017?

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