Start der Frankfurter Buchmesse 2012:Digitaler Urknall des Buches

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E-Books - die Branche wird das Thema nicht los. Am Tag vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse sorgt eine Studie zur zunehmenden Digitalisierung für Nachdenklichkeit: Die größte Bücherschau der Welt beginnt mit einer Debatte über die Zukunft des Lesens.

Bereits am Tag vor Beginn der weltgrößten Bücherschau blickte der deutsche Buchhandel von Frankfurt aus in eine ungewisse Zukunft. Den Anlass dafür gab die Veröffentlichung einer Buchmarktstudie der Beratungsgesellschaft PwC, deren Zahlen auch die Pressekonferenz zur Eröffnung der Messe am Dienstag beschäftigte.

Denn im Zeichen der digitalen Umwälzung wird der Studie zufolge der Markt für elektronische Bücher in Deutschland immer größer. Allein im Jahr 2015 dürfte der Umsatz allein im Bereich Belletristik über 350 Millionen Euro erreichen. Dies entspräche einem Marktanteil von 6,3 Prozent. Bis Ende 2010 wurden nur rund zwanzig Millionen Euro mit belletristischen E-Books erzielt, während der traditionelle Einzelhandel für das laufende Jahr erneut ein Minus von knapp fünf Prozent meldet.

"Ich halte das für eine Zahl, über die man nachdenken muss", sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, im Rahmen der Konferenz. Dennoch zeigte sich Honnefelder optimistisch für den stationären Handel. Bundesweit entstünden mit neuen Ideen neue Buchläden. "Mein Eindruck ist, dass jetzt die Stunde der inhabergeführten Buchhändler schlägt." Um diese neuentstehende "Einfallskraft" der Branche zu unterstützen, forderte Honnefelder von der Politik ein Engagement, das über die Preisbindungsgesetze hinausgehe. Denn "der Vertrieb von Kultur kommt nicht ohne politische Rahmenbedingungen aus."

"Alles wird anders" und "Alles bleibt gleich"

Der Buchmessen-Direktor Juergen Boos sprach in seiner Eröffnungsrede sogar von der größten Umbruchphase seit Einführung der Druckerpresse. "In unserer Branche kommen täglich neue Mitspieler hinzu, es entstehen vollkommen neue Zusammenhänge, Produktideen und Geschäftsmodelle. Diese Entwicklung kann als Urknall im Publishing bezeichnet werden." Am deutlichsten zeigten sich die Veränderungen bei den Kinder- und Jugendmedien, denen die Messe daher mit rund 1500 Ausstellern und 340 Veranstaltungen einen eigenen Schwerpunkt widme.

In seiner Rede skizzierte Juergen Boos Perspektiven des Verlagsgeschäfts, die er wenig aufschlussreich so zusammenfasste: "Alles wird anders" und "Alles bleibt gleich". Unzufrieden mit diesen diffusen Zukunftsaussichten habe die Messe daher selbst eine sogenannten "Roadmap to Publishing Trends" entwickelt, welche die neuen kulturellen Muster des Verlagswesens nachzuzeichnen versuche. Als interaktives Projekt kann diese Map auch im Internet von den Besuchern nachvollzogen und diskutiert werden (www.buchmesse.de/blog).

Bis zum Sonntag präsentieren sich rund 7300 Aussteller auf der Messe. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Aussteller leicht zurückgegangen. Während die Messe im Vorjahr 7384 Aussteller zählte, waren 2010 noch 7539 Aufsteller vertreten.

© SZ vom 10.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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