Stammbaum:Zuwachs in der eiligen Familie

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"La Brass Banda"-Musiker sind in vielen Projekten kreativ, vom Elektro-Duo bis zur Mundart-Popband "Monobo Son"

Von Michael Zirnstein

Foto: Stefan Bausewein (Foto: N/A)

La Brass Banda - die Mutter der bayerischen Musikkapellen vom neuen Schlag. Das zeigt nicht nur die enorme Produktivität des Chiemgauer Turbo-Kollektivs. Die nimmermüden Sieben um die drei Gründungsmitglieder Stefan Dettl (Mi.), Manuel Winbeck (3.v.l.) und Manu da Coll, 2.v.r.) fetzen auch heuer bei 60 Konzerten durch Bierzelte und Open-Airs wie die "Brass Wiesn" in Eching (2. bis 5. August). Zwar machen La Brass Banda gerade Studiopause, ein Album soll es dennoch geben: eine internationale Version ihrer fünften Platte "Around The World", auf der sie Gastmusiker mitspielen lassen, die sie auf der Welttour 2017 getroffen haben. Die drei Alten und die drei Neuen sind "zu einem super Haufen" zusammengewachsen, sagt der Ur-Posaunist Manuel Winbeck. Das hieße aber nicht, dass die Familienmitglieder nicht auch Raum für eigene "spezielle Sachen" hätten. Allein Banda-Boss Stefan Dettl hat drei erfolgreiche Soloplatten herausgegeben; auf der jüngsten, "Soultrain", spielt der studierte Trompeter mit einer Big Band seine Liebe zum Soul und Blues aus. Nebenbei mischt der umtriebige Truchtlachinger noch bei einer Brauerei, dem Radiosender Buh und dem Heimat-Heft Muh mit.

Pollyester

Ganz anders, aber im Grund geht's um dasselbe: den Groove. La Brass Banda-Schlagzeuger Manuel da Coll macht in der Band um die Bassistin und Sängerin Polina Lapkovskaja jeden Anlass zur aufreizenden Party. Ihr Disco-Pop brachte die Gäste in den Kammerspielen, im Residenztheater, der Oper und im Haus der Kunst in Wallung.

Ströme

Bei Ströme stehen die ehemaligen La Brass Banda-Livemusiker Mario Schönhofer (Bass) und Tobi Weber (Percussion) mit dem Rücken zum Publikum: An einem Wohnzimmerschrankwand-großen Analog-Synthesizer-Ungetüm voller Kabel und Knöpfe zaubern die beiden live berauschende Melodien und tanzbarste Beats.

Monobo Son

Foto: Felix Pitscheneder (Foto: Felix Pitscheneder)

Monobo Son, das ist die "Band mit dem komischen Namen", wie die Gruppe selbstironisch in einem neuen Stück feststellt: "Sagt man jetzt ,son' oder ,san'?" Sogar in der Band sagt jeder anders, erklärt deren Gründer, der La Brass Banda-Posaunist Manuel Winbeck (Mitte). Gut so, Monobo Son leben von der Freiheit des Ausdrucks - von Winbecks bairischen Texten ebenso wie von der Tuba seines Bruders Johannes, den Drums Severin Rauchs und der Querflöte Wolfgang Schlicks ( Express Brass Band). Als der alte Organist nach dem Debütalbum "Jambo" ausstieg, kam nach etwas Stillstand der E-Gitarrist Bene Dorn dazu - schon klingen die fünf wieder anders, und das in jedem der sechs Stücke der EP "Scheissen". Huch, das ist jetzt aber unfein! Der Titelsong sei keine punkige Provokation, sondern nur konsequent, habe er sich doch auf Konzerten zum "zentralen Stück" entwickelt, sagt Winbeck. Botschaft: "Du kannst arm sei oder reich, beim Scheiß'n san ma alle gleich." Ein kulturenverbindendendes Lied, und so ist ihre Musik zwischen Pop, Jazz, Folk, Blasmusik, Hip-Hop und Latin-Groove auch gedacht und gemacht. Nach den aktuellen "Geh scheissen"-Tourstopps werden sich Monobo Son im Herbst kreativ mit weiteren Stücken und Konzerten (22. November, Strom) erleichtern.

Live am Freitag, 2. März, 20.30 Uhr, Milla; Samstag, 3. März, Unterbrunn

Kapelle So & So

Noch müssen sie sich vorstellen: "Habedere! Mia san die Kapelle So&So, a Danzlmusi aus Südostbayern und Salzburg. Spuin dea ma gern im Wirtshaus und überall, wo nette Leit san." Das neue Sextett von Tubist Stefan Huber und Flügelhornist Korbi Weber peppt traditionelle Feierklänge aber derart auf, dass man bald mehr davon hören wird.

Big Band Dachau

"Als hätten sich Kraftklub und ein Blasorchester zum Bumsen getroffen" - der Indiepop-Guru Thees Uhlmann hielt seine Begeisterung für die Big Band Dachau im "Zündfunk"-Radio nicht zurück. LBB-Trompeter Jörg Hartl gründete die 30-köpfige Blech-Glam-Combo 2010, die im Club ebenso auftrumpft wie auf dem Jazzfestival Montreux.

Andreas Hofmeir

Mit seinem Humor und seiner Virtuosität war Andreas Hofmeir lange der Publikumsliebling bei La Brass Banda. Ein herber Schlag, als er 2014 ausstieg. Aber der Tuba-Professor am Salzburger Mozarteum ist eben eine Schau für sich: als Kabarettist, Buch-Autor ("Kein Aufwand") und mit dem "Klassik Echo" prämierter Tubist.

Keller Steff

Selbst der Traktor-Fahrer der ersten La Brass Banda-Mopedtour zum WM-Finale 2006 in Wien hat seinen Weg gemacht - seinen ganz eigenen: Der Keller Steff tritt solo mit Gitarre auf, macht Gaudi mit den Kabarettisten Michi Dietmayr und Roland Hefter und brachte zuletzt mit Big Band das Spitzen-Soul-Rock-Album "5 vor 12e" heraus.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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