Stadtplanung:Berliner Piazza

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Stephan Braunfels will das neue Museum des 20. Jahrhunderts hinter der neuen Nationalgalerie in Berlin bauen. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Längst haben sich der Bund und Berlin bei den Planungen für das Kulturforum festgelegt. Jetzt legt der Architekt Stephan Braunfels Einspruch ein.

Von Jörg Häntzschel

Gefragt hat ihn keiner, aber das hat den Architekten Stephan Braunfels noch nie daran gehindert, sich zu Wort zu melden. Und warum sollte er auch nicht? Und so hat Berlin nun eine One-Man-Debatte um das städtebauliche Konzept des Kulturforums. Braunfels findet, man brauche endlich eines, um aus dem Nebeneinander von Weltarchitektur ein Ganzes zu machen. Vor der Presse hat er am Mittwoch in Berlin seinen Vorschlag präsentiert.

Berlin und der Bund jedoch sind anderer Meinung. Dort hat man sich -nach unzähligen vergeblichen Anläufen in den vergangenen Jahrzehnten - damit abgefunden, dass der Verhau aus Weltarchitektur entlang der Potsdamer Straße auch weiterhin Verhau bleibt. Beim Architekturwettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts (zu dem Braunfels nicht eingeladen war), umschiffte man das Thema. Und mit dem geplanten Bau des Gewinner- Entwurfs von Herzog & de Meuron, der "Scheune", würde man das Ensemble, das keines ist, endgültig festzurren.

Spät, aber nicht zu spät, wie er betonte, tritt nun Braunfels (siehe SZ vom 22. Februar) aus der Kulisse, - nicht etwa, um gegen den Wettbewerb zu klagen, wie er es erfolgreich bei dem für den neuen Münchner Konzertsaal getan hat, sondern um einen auf eigene Faust entwickelten "Masterplan" vorzulegen. Er sieht unter anderem vor, die Potsdamer Straße zu verschmälern und näher an die Staatsbibliothek zu verschieben. Damit schafft er Platz für einen neuen Mehrzwecksaal. Statt zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie will er das neue Museum hinter die Nationalgalerie bauen. So bleibt in der leeren Mitte des Kulturforums Platz für eine "Piazza", die an der Westseite, zwischen Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum auch noch von einem großen Gebäude für Wechselausstellungen gesäumt werden soll. Ganz abwegig ist das alles sicher nicht, allerdings konnte Braunfels auch nicht sagen, was auf diesen 6000 Quadratmetern eigentlich stattfinden könnte. Sollte er für seinen Vorschlag nicht Freunde in der Politik finden, wird sich die Frage aber ohnehin nicht stellen.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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