Spurensuche:Verschwörungstheorien

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Dass sich so manche Verschwörungstheorie tatsächlich als wahr herausstellen kann, zeigte schon Alfred Hitchcock.

Von Susan Vahabzadeh

Die Welt verändert sich ständig - nicht aber die großen Fragen, die Menschen bewegen. Wir suchen in alten Filmen und Kunstwerken nach wiederkehrenden Motiven. Manche Verschwörungstheorie erweist sich im Nachhinein als plausibel.

Mitten in der Kongo-Krise, im Jahr 1961, flog der Generalsekretär der Vereinten Nationen zum Präsidenten der abtrünnigen Provinz Katanga. Der Kalte Krieg war noch ziemlich heiß, weswegen in dem Konflikt diverse Geheimdienste mitmischten, vor allem amerikanische, britische und sowjetische. Die Vermittlungsversuche des Generalsekretärs Dag Hammarskjöld waren also keineswegs so willkommen, wie man es einer diplomatischen Offensive wünschen würde. Hammarskjölds Flugzeug, frisch aus den USA überführt, stürzte ab.

Mehrere Untersuchungskommissionen setzten die UN später ein, meist auf Betreiben von Hammarskjölds Heimatland Schweden. Die Ergebnisse blieben schwammig, offiziell war der Absturz ein Flugzeugunfall, die Verschwörungstheorien aber trieben weiter Blüten. War der kleine Flieger abgeschossen worden, und wenn ja, von wem? Ist Hammarskjöld gar an Schusswunden gestorben? Klingt alles wüst. Die vorerst letzte Untersuchung ist nun abgeschlossen, und siehe da: Ein Abschuss der Maschine gilt nach derzeitigen Erkenntnissen als plausibel. Ha! Die Untersuchungen gehen weiter, und wer weiß, was dabei herauskommt. Man hätte ja auch nach 56 Jahren nicht mehr mit Überraschungen gerechnet.

Das Kino wusste es schon immer: Man soll nicht jeden, der befremdliche Behauptungen vorträgt, gleich für verrückt erklären. In Alfred Hitchcocks "Eine Dame verschwindet" von 1938 ist es die britische Fabrikantentochter Iris (Margaret Lockwood), der auf einer Zugreise keiner glauben will. Iris war mit einer alten Dame im Speisewagen, ist später im Abteil eingeschlafen, und als sie aufwacht, ist die alte Dame weg. Gut, Iris hat gerade vorher einen Blumenkasten auf den Kopf bekommen, aber sie ist nicht verrückt: Miss Froy war da, Iris ist sich sicher, dass selbst der Arzt, der ihr erklärt, das sei nur eine kleine Blumenkasten-bedingte Verwirrung, sie belügt. Der Mitreisende Gilbert (Michael Redgrave) steht Iris zwar zur Seite, aber auch er hat seine Zweifel, bis am Zugfenster ein Papierchen aus dem Müll kleben bleibt, für einen Augenblick: die Verpackung des Tees, den Miss Froy sich gebraut hat. Irgendwann wird klar, dass Iris und Gilbert in einen Kampf der Geheimdienste geraten sind und Miss Froy eine Agentin ist. Man kann kaum folgen, wer hier was wollte. Klar aber ist: Iris ist keine Verschwörungstheoretikerin.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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