Spurensuche:Männer-Sport

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Hält sich bedeckt: Paula Prentiss und Maria Perschiy rücken John McGiver das Toupet zurecht. (Foto: Universal)

Toupet or not Toupet... Das ist die Frage, die Männer bewegt, zum Beispiel Donald Trump, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten. In einem Film von Howard Hawks gibt es eine würdige Anleitung für Toupetträger.

Von Fritz Göttler

Die Welt verändert sich ständig - nicht aber die großen Fragen, die Menschen bewegen. Wir suchen in alten Filmen und Kunstwerken nach wiederkehrenden Motiven. Die Frage nach dem Toupet war Männern immer schon peinlich.

Ja, sagte Mary Margaret Bannister aus South Carolina am Donnerstag, alles ist echt, und damit sollte eine der großen aktuellen Fragen der amerikanischen Politik fürs erste geklärt sein. Am selben Tag hatte die New York Times mal wieder das unbändig-gelbliche Haupthaargebüsch des Präsidentschaft-Bewerbers der Republikaner Donald Trump als Toupet deklariert, am Abend bat der Kandidat dann spontan bei einer Wahlkampfveranstaltung besagte Mrs. Bannister auf die Bühne, die nach sorgfältiger Befingerung das Echtheitszertifikat ausstellte: "Für mich sahen sie echt aus. Es war kein Toupet."

Das Toupet, das Bloßstellen am männlichen Kopf möglichst perfekt abdecken soll, ist psychoanalytisch gesehen ein spannungsreiches erotisches Objekt, weil es, wenn's doch eine Ahnung von Künstlichkeit vermittelt, ein Geheimnis suggeriert - wie andere haarige körperliche Zonen. Viele Männer gehen deshalb eher gschamig und verklemmt mit ihrem Pelztier um. Nicht so Mr. Cadwalader, verkörpert von John McGiver, in dem Film "Man's Favorite Sport?" von Howard Hawks (deutsch: "Ein Goldfisch an der Leine"). Es ist eine glorreiche amerikanische Komödie aus dem Jahr 1964, die den Geist der Dreißiger ("Bringing Up Baby/Leoparden küsst man nicht") wiederbelebt. Mr Cadwalader ist der Leiter eines Sportgeschäfts, und er will eines Tages seinen Top-Verkäufer Roger Willoughby (Rock Hudson), der absolut alles weiß übers Angeln, zu einem Wettangeln schicken an den Lake Wakapuchi. Das haben ihm zwei junge Ladies vorgeschlagen - Paula Prentiss und Maria Perschy -, und es ist effektiv für Mr. Cadwaladers Geschäft und für den Tourismus dort in den Bergen. Nicht effektiv ist es für Roger, der noch nie in seinem Leben geangelt hat, sein Wissen ist rein theoretisch. Was macht einen echten Professional aus? Das ist die große Frage bei Howard Hawks. Sein Kino stellt seine eigenen Echtheitszertifikate aus. Mr. Cadwalader hat ein sehr aufdringliches Toupet, das das Gesicht des freundlich-versonnenen John McGiver grotesk entstellt. Er nennt es Biber und immer wenn es verrutscht, ruft Roger ein warnendes beaver! Perfektion muss eben nicht immer perfekt sein, Fehlerhaftes muss nicht automatisch kaschiert und verleugnet werden, Liebe bleibt unwiderstehlich, ein Nichtangler kann ein perfektes Buch übers Angeln schreiben. Nur ein Politiker sollte vielleicht doch ein bisschen auch von der Politik verstehen.

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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