Sommerserie: Am Wasser:Odysseus kann kommen

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Die Maler und Dichter haben Palermo immer nur als Stadt am Wasser interpretiert, es kam aber darauf an, ihr überhaupt erst einmal einen satisfaktionsfähigen Strand zu verschaffen.

Von Thomas Steinfeld

Der Strand ist eine Entdeckung der Kunst. Als noch kein Mensch auch nur daran dachte, hinunter zum Wasser zu gehen, sich dort seiner Kleider zu entledigen und, auf dem Rücken oder dem Bauch liegend, alle Viere von sich zu strecken, hatten die Maler längst ihre Staffeleien aufgestellt und die Szene festgehalten, in der das Land dem Meer begegnet. Das Land besteht dabei vorzugsweise aus Bergen, die steil zum Wasser abfallen. Als besonders pittoresk gelten solche Landschaften, und so war es von vornherein, vor allem bei den Bildern von italienischen Ufern: bei der Bucht von Neapel oder bei der Südseite der Insel Capri und auch bei der Bucht von Palermo. Für ein Bild geeignet aber sind solche Szenerien nicht nur, weil in ihnen Gegensätzliches aufeinandertrifft, sondern weil beide Seiten dieses Gegensatzes aus einem Jenseits der Geschichte zu kommen scheinen: Der Berg fällt aus der Historie, weil man ihn nicht bewirtschaften kann und allenfalls eine Kapelle darauf Platz findet, als Symbol eines prekären Sieges über die Unwirtlichkeit. Und das Meer lässt sich nicht einmal begehen, geschweige denn, dass es sich von irgendeiner Macht prägen ließe außer vom Wind, vom Regen und von der Strömung, von Kräften also, die ausschließlich der Natur zugehören und die es immer gibt.

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