Snowden, der Film:Verrat und Feingefühl

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Mit "Snowden" findet der rebellische Filmemacher Oliver Stone zurück zu alter Größe. Der Film versucht, für den Whistleblower in Amerika um Verständnis zu werben. Das aber scheint zunächst nicht zu gelingen.

Von Susan Vahabzadeh

Im Kino, anders als im richtigen Leben, schlagen unsere Herzen für die Beute, nicht für die Jäger. Gegen Ende von Oliver Stones "Snowden" sitzt der Held in seinem Glaskasten und kopiert mit zittrigen Fingern Daten auf einen kleinen Chip, und es ist fast unmöglich, da nicht ein bisschen mitzuzittern, zusammenzuzucken, wenn sich seine Vorgesetzten dem Glaskasten nähern. Dabei weiß doch jeder, der die letzten drei Jahre nicht in einer unterirdischen Höhle verbracht hat, dass er nicht erwischt wird - sonst gäbe es über den Computernerd mit dem Kindergesicht, Edward Snowden, keinen Film, womöglich nicht mal eine öffentlich zugängliche Akte. Wer der Jäger ist und wer die Beute, das ist immer eine Frage der Perspektive, die der Erzähler gewählt hat - und ja, in "Snowden" ist wenig Raum für die Interpretation, dass Edward Snowden ein Verräter sein könnte.

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