Shakespeare-Sonette:Familienfest mit William

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Neun Sonette hat Rufus Wainwright, Jahrgang 1973, vorgelegt. Sie sind Teil der Zusammenarbeit mit Robert Wilson am Berliner Ensemble im Jahr 2009. (Foto: Deutsche Grammophon)

Take All My Loves: Rufus Wainwright hat neun der Shakespeare-Sonette eingespielt.

Von Helmut Mauró

Er lässt erst einmal andere vortanzen. Die Schauspielerin und Sängerin Sian Phillips wie die Star-Sopranistin Anna Prohaska, die einen Bezug zur Hochkultur herstellt, die diese Shakespeare-Vertonungen von neun seiner Sonette (Rufus Wainwright, Take All My Loves - Shakespeare Sonnets, DG) mit ihr dann sogar im neuen popkulturellen Gegenbild reizvoll erscheinen lassen. Erst im dritten Sonett tritt der kanadisch-amerikanische Popstar Rufus Wainwright selber singend in Erscheinung. Das orchestrale Intro erinnert in seinem rhythmisch gleichförmig akzentuierten Minimalismus ein wenig an die Arie des Cold Genius in Henry Purcells "King Arthur", aber dann kommt eben nicht der kristalline Sopran von Klaus Nomi, sondern Rufus Wainwright mit einem Hangover-Tenor. Ein dicker Orchestersatz schiebt eine immer breiter werdende Spur Minimal Music darunter, dann klimpert ein Klavier und dominiert mit einem monotonen Klanggebilde. Alles andere schweigt, kommt dann erst langsam wieder zurück ins Spiel. Die Streicher, das Schlagzeug, die Stimme. Rufus Wainwright rezitiert mehr als er singt, verharrt auf ein bis zwei Tonhöhen, eingelullt in viel Hall. Das Bild ist klar, ein mittelalterliches Mönchskloster ist der angedeutete Erlebnisraum, ist seine ästhetische und vielleicht sogar auch inhaltliche Position.

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