Schauspieler in Not:Heillos in Hollywood

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Ohne Netz und ohne Fünftwohnsitz: In Hollywood gibt es kaum soziale Absicherung, weshalb die Schauspieler jenseits der Stars nun zittern müssen.

Susan Vahabzadeh

Der Komiker Will Ferrell hat unlängst ein Video gedreht. Da jammert er in die Kamera, man möge Barack Obama mit seiner Gesundheitsreform das Handwerk legen, bevor am Ende noch ein Versicherungsvorstand seinen Fünftwohnsitz verliert. Der sarkastische Spot ist einer der wenigen Kommentare aus Hollywood zur Gesundheitsreform - und das nicht mal in eigener Sache.

Hollywood steht als Synonym für die Verwirklichung des amerikanischen Traums - doch nur sehr wenige Schauspieler sind Stars mit großem Einkommen. (Foto: Foto: dpa)

Dabei hätte Hollywood eine bessere Krankenversorgung bitter nötig: Schauspieler, Autoren, die ganzen Gelegenheitsarbeiter der Unterhaltungsbranche sind traditionell unterversorgt, viele gehören zu den 47 Millionen Amerikanern, die gar nicht versichert sind. Doch derzeit verschlechtert sich die Situation einem Bericht in Variety zufolge dramatisch: Wer krankenversichert ist, ist es meist über die Gewerkschaften, und weil weniger gedreht wird, haben die weniger Geld aus Beiträgen. Die Autorengewerkschaft beispielsweise hat den Einkommensrückgang ihrer Mitglieder mit 18 Prozent beziffert. Verluste bei Investitionen von Gewerkschaftsvermögen kommen wohl hinzu.

Nur sehr wenige der Hollywoodschauspieler sind Stars mit großem Einkommen, die von den vorgesehenen Abgaben auf Luxus-Versicherungen betroffen wären, mit denen ein Teil der Reform finanziert werden soll. Die meisten Schauspieler müssen fürchten, nicht mal über die Gewerkschaft versichert zu werden - denn das kann nur, wer auch tatsächlich eine bestimmte Anzahl an Drehtagen oder Gagen nachweisen kann. Was schwierig werden kann in Los Angeles, wo Tausende für eine Rolle vorsprechen.

Ansonsten hilft nur der Motion Picture & Television Fund, 1921 unter dem Namen Motion Picture Relief Fund gegründet unter anderem von Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks, Mary Pickford und D. W. Griffith; derzeit gehören Spielberg, Katzenberg, Warren Beatty und Kevin Spacey zum Vorstand der Organisation, die Altenheime und Behandlungszentren für Leute aus der Branche unterhält, die nicht versichert sind. Doch der MPTF finanziert sich aus Spenden und kämpft mit steigenden Kosten - und hat unlängst eine Klinik schließen müssen.

Immerhin ist Hollywood manchmal so brüderlich, wie das Kino seine Idealwelt zeichnet, da gibt's gar Minirollen, die nur eingebaut werden, um einem Schauspieler die Versicherung zu erhalten. Chuck Lorre, einer der großen Fernsehproduzenten, hat einem verzweifelten Autor einmal einen solchen Not-Job gegeben - und sagt nun, dass es eine " spirituelle Erfahrung" war: Es kam die Serie "Two and a Half Men" dabei heraus, die sich seit sieben Staffeln erfolgreich in alle Welt verkauft.

© SZ vom 11.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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