Schauplatz Tel Aviv:Kaffeekanne und Boot in Jaffa

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Das elf Meter lange Boot mit dem passenden Überzug kam aus Köln nach Jaffa und kann dort in einer Ausstellung der Konzeptkünstlerin Cosima von Bonin besichtigt werden. Die Vernissage wurde zum Straßenfest.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Eine Obsession für das Meer ist ungewöhnlich für jemanden, der in Köln wohnt. Aber die Sehnsucht nach dem Ozean und die Auseinandersetzung mit den Meeresbewohnern begleiten die deutsche Künstlerin Cosima von Bonin - vielleicht, weil sie 1962 in der kenianischen Küstenstadt Mombasa geboren wurde. In Köln fand sie in einem Ruderklub auch jenes elf Meter lange Boot, das zusammen mit einem passgenauen Überzug Teil ihrer Einzelausstellung im Magasin III im Tel Aviver Stadtteil Jaffa ist.

Der textile Kokon für das Boot ist ein Kleinod, wie sich erst bei näherer Betrachtung zeigt. Auf den ersten Blick fallen die Knöpfe auf dem aus vielen Stoffflecken zusammengenähten Patchwork-Stück gar nicht auf. Denn sie stimmen farblich perfekt mit dem jeweiligen Hintergrund überein. Bei der Vernissage erzählte die Künstlerin, dass sie die Verkäufer in einem Laden in Köln fast verrückt gemacht habe mit ihren Wünschen nach den bis ins kleinste Detail passenden Knöpfen.

Diese Liebe zum Detail kennzeichnet ihre Kunstwerke. Die Konzeptkünstlerin mixt Textilien mit skulpturalen Gegenständen. Die ausgestellten Werke haben eine fröhliche Ausstrahlung, aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten entfalten die Meerestiere auch eine unheimliche, manchmal düstere Wirkung, nicht zuletzt wegen ihrer Größe. Eine riesige Krabbe und ein überdimensionierter Fisch sowie ein imposanter Tintenfisch sind in den von zwei Straßenseiten zugänglichen Räumlichkeiten positioniert und lassen den Kunstwerken ihren notwendigen Raum. Eine massive Kaffeekanne und ein daneben lehnendes Surfbrett aus den Siebzigerjahren fassen den Ausstellungstitel "Meer und Koffein" am besten zusammen.

Bei der Vernissage in der vergangenen Woche wurden die Bewohner des Stadtteils mit einbezogen, es war ein fröhliches Happening in der Ausstellung und auf den Straßen ringsum. Magasin III ist ein Satellit der gleichnamigen schwedischen Kulturinstitution, die im Januar 2018 ihre Dependance in Israel eröffnet hat. Es ist die nunmehr dritte Ausstellung, sie wird bis zum 30. August in Jaffa zu sehen sein und passt wunderbar in die alte Hafenstadt. Dass das Meer nur wenige Hundert Meter entfernt ist, erwies sich als Glücksfall, denn das Boot kam per Schiff an - aus Schweden, wo das Kunstwerk Teil der Sammlung des Magasin III Museums ist.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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