Schäfflertanz als Mutmacher:Von der Pest 1517 lernen 

Von Rudolf Neumaier

Alles schon mal dagewesen. So ähnlich jedenfalls. Das Zwei-Personen-Bühnenprojekt "Die Kleinste Bühne der Welt" erinnert an das Jahr 1517, als München von der Pest heimgesucht wurde. Nähme man die Botschaft aus dem 14-minütigen Beitrag wörtlich, der im Internet unter https://kleinstebuehne.de/2020/03/gegen-die-angst zu sehen ist, müsste man gegen den kollektiven Koller sofort eine Riesenpolonaise oder einen Rave durch die Münchner Fußgängerzone veranstalten. Denn die Münchner Schäffler taten sich damals zusammen, tanzten in Festtagstracht mit Buchsbaumzweigen durch die leeren Straßen und trieben den Leuten die Angst aus. Seither treten sie alle sieben Jahre auf, und am Rathaus erklingt täglich das Schäfflerlied. Eine Polonaise am Marienplatz? Ein Rave? Das wäre gegenwärtig eher kontraproduktiv. Aber, sagt die Kleinste Bühne, man kann sich ein Beispiel an den Schäfflern nehmen. Und die Lebensfreude bewahren.

© SZ vom 28.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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