Runder Tisch:Bildhauer in Bildern

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Für ein audiovisuelles Museum auf Fritz Koenigs Ganslberg soll es eine Machbarkeitsstudie geben

Von Sabine Reithmaier, Landshut

Der Weg ist immer noch weit. Aber trotzdem haben sich die Chancen, den Ganslberg zu erhalten, deutlich erhöht. Der zweite runde Tisch, zu dem Kunstminister Bernd Sibler eingeladen hatte, endete mit dem Beschluss, eine Machbarkeitsstudie anfertigen zu lassen. Sie soll klären, ob sich das ehemalige Anwesen des Bildhauers Fritz Koenig, einige Kilometer nordwestlich von Landshut gelegen, in eine multimediale Erlebniswelt verwandeln lässt. Die Ideenskizze für dieses ungewöhnliche Museumsprojekt haben Percy und Eleonore Adlon, Filmemacher und Drehbuchautorin, ausgearbeitet.

"Die Basis des Konzepts sind unsere Erlebnisse mit den Koenigs", erläutert der renommierte Filmemacher. 40 Jahre lang waren die Adlons immer wieder zu Gast auf dem Ganslberg, erlebten ihre Freunde aus nächster Nähe. Adlon drehte fünf Dokumentarfilme über den Bildhauer, die das Basismaterial bilden, um die Welt der Koenigs durch ein Netzwerk von LED-Bildflächen erlebbar zu machen. "Wir wollen die ständig bewegte Welt der beiden durch innovative Mittel zeigen, Leben und Werk als Ganzes zeigen", sagt Adlon. Der 84-Jährige ist sich sicher, dass das auch Besucher anspricht, die wenig oder nichts über den Ganslberg wissen. "Das könnte ein Publikumsmagnet werden."

Beginnen würde der Spaziergang vor der Kugelhalle, in der Koenig von 1967 bis 1971 sein berühmtestes Werk schuf, die "Große Kugelkaryatide", besser bekannt als "The Sphere". In einer Projektion, die die ganze Halle füllt, würde Koenig selbst das obere Flügeltor öffnen und die dramatische Geschichte des Werks schildern - Adlon begleitete den Bildhauer 2001 nach New York ins Trümmerfeld des Ground Zero, wo die Skulptur weitgehend unbeschädigt geborgen wurde. Und ganz real wird ein Bronzemodell von Koenigs Kugel in der Halle stehen. Im Atelier könnte man dem Bildhauer beim Arbeiten zusehen; er hatte sich zu Lebzeiten einen Vormittag von Adlon beim Zeichnen filmen lassen. Die berühmte Afrika-Sammlung würde auch wieder in ihre Halle zurückkehren.

Wenn Percy Adlon davon erzählt, wie Fritz Koenig mit seinen Pferden rangelte, wenn er von der Tomatensuppe Maria Koenigs schwärmt oder von den hitzigen Auseinandersetzungen des Ehepaars berichtet - "ein Zuckerschlecken war die Ehe mit Fritz Koenig nicht" - , dann kann man sich irgendwann vorstellen, wie es dem Filmregisseur gelungen ist, auch Ganslberg-Skeptiker zu überzeugen und hinter seinem Konzept zu vereinen. Sogar Reinhard Sax, Geschäftsführer der Stiftung, hat sich laut Adlon bereit erklärt, einige seiner Pferde dort oben unterzubringen.

Natürlich ist die noch ungewohnte Einmütigkeit auch der Initiative Siblers zu danken, der sich der Rettung des Ganslbergs im März angenommen und Vertreter von Koenig-Stiftung, Koenig-Freundeskreis, Stadt Landshut, der Regierung Niederbayerns und des Landtags geladen hatte. Der Kunstminister, der inzwischen den ehemaligen Ateliersitz besichtigt hat, bezeichnet es als großen Erfolg, dass sich nun alle Beteiligten in einer positiven und konstruktiven Gesprächsatmosphäre auf ein gemeinsames Verfahren geeinigt hätten. "Damit haben wir eine Brücke in die Zukunft gebaut", teilt er mit.

Die Ausgaben für die Studie werden auf 80 000 Euro geschätzt. Der Freistaat könne die Finanzierung mit bis zu 50 Prozent unterstützen, so Sibler. Die restlichen 40 000 Euro dürften nicht das Problem sein, bereits in der Sitzung gab es spontane Spendenbekundungen. Wann die Studie in Angriff genommen wird, ist allerdings völlig unklar. Dabei wäre tatsächlich Tempo angesagt, nicht nur des Anwesens wegen, das seit dem Tod des Bildhauers im Februar 2017 leer steht, sondern auch weil Adlon für das audiovisuelle Museum noch Filme mit Zeitzeugen drehen möchte. Nicht nur er, sondern auch viele der Menschen, die die Koenigs gut gekannt haben, zählen nicht mehr zu den allerjüngsten.

Noch immer ungeklärt ist auch die Frage des Denkmalschutzes. Der Denkmalrat hat zwar dafür plädiert, das Ensemble unter Denkmalschutz zu stellen, aber das Landesamt für Denkmalpflege sieht das bis jetzt anders. Sollte es bei der Haltung bleiben, dürften die Kosten bei der Renovierung explodieren, da es vieler Eingriffe bedarf, um die Gebäude auf einen genehmigungsfähigen Stand zu bringen. Aber Adlon gibt sich positiv gestimmt. "Wir werden jetzt schon nicht in der Bürokratie ersticken."

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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