Rare Musikinstrumente:Stradivari-Gitarre

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(Foto: N/A)

Die "Sabionari", eine zwölfsaitige Barockgitarre des legendären Geigenbauers Antonio Stradivari, wird in Neapel ausgestellt, aber auch gespielt.

Von Harald Eggebrecht

Dass Antonio Stradivari (1644 oder 1648 - 1737) außergewöhnlich gut klingende Violinen, Bratschen und Violoncelli gebaut hat, ist wohlbekannt. Doch hat er, der auch das Handwerk des Lautenmachers beherrschte, vor dem Wechsel vom 17. zum 18. Jahrhundert auch etliche Lauten, Gamben, Mandolinen und Gitarren fabriziert. Sogar eine kleine Harfe existiert von seiner Hand, das Instrument wird im Museum des Konservatoriums von Neapel aufbewahrt. Von den mehr als tausend Violin-Instrumenten haben mehr als 600 überlebt, nicht alle sind mehr spielbar. Vom Typus "chitarra alla spagnola" aus seiner Werkstatt sind nur fünf übrig geblieben, und eine davon, die sogenannte Sabionari, kann man, wenn man's kann, auch heute noch spielen, wie auf diversen Youtube-Videos zu sehen und zu hören ist.

Natürlich musste die Sabionari restauriert werden - von den Gitarrenbauern Daniel Sinier, Francoise de Ridder und Lorenzo Frignani -, damit sie so voll in den Akkorden, so klangreich in den Kantilenen und zugleich so nobel und intim klingen kann, wie sie die Gitarristen Rolf Lisleland, Krishnasol Jimenez und Ugo Nastrucci vorführen. Stradivari baute diese für heutige Augen im Resonanzkörper ungewohnt lange Gitarre 1679. Sie ist im Besitz der Familie Dominichini und wird in der Sammlung "Friends of Stradivari" in Cremona ausgestellt. Wenn sie nicht von bedeutenden Musikern gespielt wird. Selbstverständlich können die Aufnahmen nur einen schwachen Eindruck liefern, die klangliche Wahrheit kann man nur im Live-Konzert wirklich erleben. Es handelt sich im Typus um eine fünfchörige, also zehnsaitige Barockgitarre, besonders für vollere Akkordik geeignet. Über die vermeintlich ungewöhnliche Korpuslänge kursierten bei manchen modernen Lautenmachern allen Ernstes drollige Vermutungen, dass Stradivari halt vor allem ein Geigenbauer gewesen sei und sich an deren Körpern orientiert habe. Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Vielmehr wurden Instrumente damals nicht nach vorgeblichen Normen, sondern nach musikalischem und individuellem Bedarf gebaut. Daher die oft sehr unterschiedlichen Formate und Größen.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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