Vorwürfe gegen Till Lindemann:Ermittlungen nach Attacke auf "Rammstein"-Büro

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Eingeschlagene Scheiben am Firmensitz der Rammstein GbR in Berlin. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne, geht der Staatsschutz dem Fall nach.

Nach der Beschädigung mehrerer Scheiben am Firmensitz der Rammstein GbR in Berlin-Pankow ermittelt der Staatsschutz. Es habe in der Nacht zum Montag einen entsprechenden Einsatz gegeben, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Dienstagabend. "Es scheinen mehrere Scheiben eingeworfen worden zu sein." Hinweise auf die Täter habe es am Ort nicht gegeben. Der Staatsschutz habe aber die Ermittlungen übernommen, weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne.

Die GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) besteht nach eigenen Angaben aus den sechs Mitgliedern der Band Rammstein. Details zum Tathergang nannte der Polizeisprecher nicht, wies aber auf entsprechende Veröffentlichungen in sozialen Medien hin. Zuvor hatte die Bild-Zeitung über den Vorfall berichtet. Unter anderem eine Gruppe namens "North East Antifa Berlin" hatte auf Twitter auf die Tat hingewiesen mit Verweis auf die Seite "Kontrapolis", die sich als "offene Nachrichten- und Debatten-Plattform" und "Teil der emanzipatorischen, anti-autoritären und revolutionären Kämpfe in dieser Stadt" beschreibt. Dort heißt es: "Die Frontscheiben wurden eingeschlagen und unter dem hässlichen Rammstein-Logo steht nun ,Keine Bühne für Täter'." Der Polizeisprecher sagte: "Dem müssen wir natürlich nachgehen. Insofern hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen."

In Berlin läuft seit etwa zwei Wochen ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann

Kurz nach Beginn von Rammsteins laufender Europa-Tournee waren von mehreren Frauen Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann erhoben worden. Sie berichteten von einem angeblichen System, das vornehmlich dazu diene, dem Frontmann der Band junge Frauen zuzuführen. Dabei sei es auch zu sexuellen Handlungen gekommen, die Frauen als gewaltvoll und übergriffig beschrieben. Die Süddeutsche Zeitung und der NDR hatten darüber berichtet.

Lindemann hatte über seinen Anwalt insbesondere die in sozialen Netzwerken "von diversen Frauen" erhobenen Vorwürfe, dass Frauen bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden seien, um dem Sänger zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen, als "ausnahmslos unwahr" zurückweisen lassen. Man werde rechtliche Schritte einleiten. In Berlin läuft seit etwa zwei Wochen ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann. Laut Staatsanwaltschaft seien die Ermittlungen von Amts wegen und aufgrund mehrerer Anzeigen Dritter - "nicht am etwaigen Tatgeschehen Beteiligter" - aufgenommen worden. Es lägen Tatvorwürfe "aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln" vor.

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Die Staatsanwaltschaft in Litauen will hingegen keine Ermittlungen gegen Rammstein einleiten. Die Band hatte dort am 22. Mai in der Hauptstadt Vilnius das erste Konzert ihrer laufenden Europa-Tournee gegeben. In sozialen Medien hatte die Irin Shelby Lynn anschließend Vorwürfe erhoben, man habe ihr auf einer Party der Band etwas in den Drink gemischt. Bei der Prüfung der Vorwürfe wurden der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft zufolge "keine objektiven Tatsachenbeweise" ermittelt, die belegen würden, dass Lynn körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde.

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