"Raffael"-Bild im Frankfurter Städel:Ab in die Ecke

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Ein Besucher betrachtet im Frankfurter Städel das Papstbildnis, das von Raffael stammen soll. (Foto: dpa)

Drittklassige Kopie oder Entwicklung der Komposition? Seit Herbst 2012 wird heftig über den Anteil Raffaels an einem Papstbildnis diskutiert, das das Frankfurter Städelmuseum erworben hatte. Nun wurde das Bild sang- und klanglos an einen wenig prominenten Platz umgehängt.

Von Kia Vahland

Mit viel Energie hat das Frankfurter Städelmuseum seinen Ankauf eines Papstbildnisses verteidigt, das von Raffael und seiner Werkstatt stammen soll - aber von wichtigen Experten wie etwa Arnold Nesselrath von den Vatikanischen Museen angezweifelt wird.

Ausgelöst durch Artikel in der Süddeutschen Zeitung seit Herbst 2012 war über den Anteil Raffaels an diesem Werk und über den Zeitpunkt seiner Entstehung eine Debatte entbrannt: Handelt es sich um eine drittklassige Kopie nach dem Urbild in der Londoner National Gallery oder hat Raffael gar auf der Frankfurter Tafel seine Komposition zuerst entwickelt? Das macht nicht nur einen Unterschied von vermutlich vielen Millionen Euro aus, sondern hat auch Auswirkungen darauf, wie man Raffael und seine Fähigkeiten beurteilt - denn an den offenkundigen künstlerischen Mängeln der Frankfurter Fassung ließen nicht einmal die Verantwortlichen im Städel Zweifel. Und hängten dennoch mit großem Selbstbewusstsein ihren umstrittenen Ankauf in die Sichtachse des Museums, an den wichtigsten Platz der Altmeisterabteilung.

Regelmäßige Rotation

Bis jetzt. Sang- und klanglos wurde das Bild nun im Februar umgehängt, raus aus der Sichtachse, hinein in eine leicht verschattete Ecke im selben Raum. Was den Vorteil hat, dass man manche malerischen Fehler des Gemäldes nicht mehr ganz so deutlich auf den ersten Blick sieht.

Der neu angestellte Sammlungsleiter Bastian Eclercy (nicht verantwortlich für den Ankauf) spricht davon, er wolle die Gemälde des Italienersaals künftig regelmäßig rotieren lassen, im Übrigen warte man "mit großer Gelassenheit" ab, wie die Forschung sich im Fall des Frankfurter Papstbildnisses verhalten werde.

"Zwischen Ideal und Idealität" lautet der Wandtitel des Museumssaals. Zitiert wird dazu auf einer Tafel Raffael, der 1514 gegenüber dem Schriftsteller Baldassare Castiglione einen "Mangel an richtigem Urteil und an schönen Frauen" beklagt haben soll. Dass dies von Erwin Panofsky verwendete Zitat authentisch ist, glauben zwar auch längst nicht mehr alle Renaissanceforscher. Aber sollte hier eine Spur Selbstironie der Städel-Kuratoren mitschwingen, wäre das doch was.

© SZ vom 26.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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