Pop:Zitatenschatztaucher

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Das Debütalbum der hochtalentierten Nürnberger Indie-Band "Somewhere Underwater"

Von Martin Pfnür, Nürnberg

Wenn man so will, steckt die erste musikalische Verbeugung dieses klangarchäologisch hochtalentierten Indie-Quartetts aus Nürnberg bereits im Bandnamen. Liegt zwischen der diffusen Ortsbeschreibung Somewhere Underwater und jener verlangsamten bandgewordenen Tauchbewegung, die als Slowdive in die Annalen der Musikgeschichte einging, im Grunde doch nur ein assoziativer Katzensprung.

Slowdive, so viel zur Einordnung, waren in den frühen Neunzigerjahren neben My Bloody Valentine wesentlicher Teil einer tüftlerischen Strömung aus England, die Psychedelic-Rock, ätherischen Eighties-Dream-Pop à la Cocteau Twins und harsche Noiserock-Avantgarde à la Sonic Youth zu einer ebenso introspektiven wie physisch erlebbaren, da gerne auch mal feedbackverzerrt aufgestapelten Wall-of-Sound-Musik verschmolz. Shoegaze nannte das dann irgendein aufmerksamer Beobachter, dem auffiel, dass die Gitarristen dieser Bands auf der Bühne ja alle auf ihre Schuhe glotzten, obwohl diese natürlich vielmehr auf ihre zahlreichen Effektpedale als auf ihr Schuhwerk starrten.

Für Somewhere Underwater ist der Shoegaze nun so etwas wie ein klangästhetisches Leuchtfeuer, das ihnen auf ihrem kürzlich erschienenen Debütalbum "Slowly & Safely" stets den Weg weist, gleichzeitig aber auch immer etwas in der Ferne bleibt. Die tief in die Produktion eingebettete Stimme, die verhallte melodische Süße, die Weite und die Wucht dieser Musik, all das fließt auf "Slowly & Safely" in einen im besten Sinne pop-orientierten und oftmals verstärkt synthiebasierten Ansatz ein, der auch die wavigen Wurzeln des Shoegaze nicht ausspart.

Der Liebe wegen kam Julien Agot (links) nach Deutschland. Mit seiner Band "Somewhere Underwater" tüftelt er jetzt an sphärischen Sounds. (Foto: Peter Malis)

Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Gitarrist und Sänger Julien Agot über seine frühere Elektro-Pop-Band Drownsoda aus dem französischen Limoges nach Deutschland fand. Durch Zufall vom feinen Kulmbacher Indie-Label "AdP Records" im Netz entdeckt, zog es ihn nach einer ersten Deutschland-Tour mit Drownsoda der Liebe wegen nach München, wo er Somewhere Underwater 2013 als Solo-Projekt gründete und zwei Jahre später in Form der liebesleiderisch betitelten Single "Spring Kills My Energy" auch die ersten Songs veröffentlichte. Seine Band jedoch fand er erst nach einem berufsbedingten Umzug nach Nürnberg und über das Aufeinandertreffen mit seinem Labelkollegen Jan Kretschmer (damals Teil der Erlanger Synthie-Pop-Band Panda People), der als Schlagzeuger auch die Produktion des Albums übernahm. Ohne Kretschmer und sein Know-how im Rücken, so Agot, hätte er das alles niemals umsetzen können.

Ein in neun Songs gegossener Indie-Pop-Glücksfall also, der sich nun, sozusagen slowly und safely und mit erstaunlicher Griffigkeit in die Gehörgänge fräst. Meist auf Englisch, vereinzelt auch auf Französisch, besingt Agot darauf in Songs wie "Silver Coast" sein Fernweh, seine ausgeprägte Liebe zum Strandleben am Atlantischen Ozean, der für ihn bereits seit Kindertagen der größtmögliche Sehnsuchtsort ist - und dabei nur einen assoziativen Katzensprung vom Shoegaze in der Slowdive-Tradition entfernt.

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Somewhere Underwater: Slowly & Safely , erschienen bei AdP Records

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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