Pop:Progression in Moll

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Jimmy Page und Robert Plant bleiben die einzigen rechtmäßigen Autoren des "Led Zeppelin"-Hits "Stairway to Heaven". Das hat am Ende eines sechstägigen Prozesses in Los Angeles die Jury entschieden. Was überzeugte die Geschworenen?

Von Jens-Christian Rabe

Jimmy Page und Robert Plant bleiben die einzigen rechtmäßigen Autoren des Led-Zeppelin-Superhits "Stairway to Heaven". Das hat am Donnerstag am Ende eines sechstägigen Prozesses in Los Angeles die Jury entschieden. Gegen Page und Plant hatte vor zwei Jahren Michael Skidmore Klage eingereicht. Skidmore ist der Treuhänder des Nachlasses des 1997 verstorbenen Gitarristen Randy Wolfe alias Randy California, der 1970 als Mitglied der aus Los Angeles stammenden Psychedelic-Rock-Band Spirit den Song "Taurus" komponierte. Eine elegische Gitarrensequenz in "Taurus" ähnelt dem berühmten Anfang des 1971 komponierten "Stairway to Heaven".

Der Prozess zuvor, in dem nicht nur Plant und Page (der sogar eine Gitarre dabei hatte, aber nicht darum gebeten wurde, zu spielen), sondern auch das dritte noch lebende Mitglied von Led Zeppelin, Bassist John Paul Jones, ausgesagt hatten, hatte sich vor allem um zwei Fragen gedreht: Kannten Page und Plant den Spirit-Song "Taurus", bevor sie "Stairway to Heaven" schrieben? Und ähneln sich beide Songs wirklich substanziell?

Die erste Frage verneinten die Bandmitglieder. Und zwar offenbar so glaubwürdig, dass ihnen weder zum Verhängnis wurde, dass Led Zeppelin einst einen anderen Spirit-Song im Programm hatte, noch, dass sich eine "Taurus"-Aufnahme in Jimmy Pages Plattensammlung befindet. In der zweiten Frage überzeugte die Geschworenen letztlich wohl die Experten-Einschätzung, dass beide Sequenzen auf einer jahrhundertealten und daher nicht schützbaren chromatisch absteigenden Progression in Moll fußen.

Michael Skidmore blieb auch nach dem Urteil bei seiner Ansicht, dass "Stairway to Heaven" auf "Taurus" basiere, und zeigte sich in Interviews enttäuscht. Seiner Ansicht nach wäre die Entscheidung anders ausgefallen, wenn es erlaubt gewesen wäre, der Jury die Originalaufnahmen der beiden Songs vorzuspielen. Dies hatte der Richter nicht zugelassen, weil in den USA bis 1976 nur Notationen von Songs urheberrechtlich geschützt waren und nicht Originalaufnahmen. Vor Gericht spielten Musikwissenschaftler die Songs live vom Blatt.

Die Beteuerung Skidmores, es sei vor allem um die Anerkennung von Randy Wolfes kreativem Anteil an "Stairway to Heaven" gegangen, wirkte mindestens fadenscheinig. Hätte er den Prozess gewonnen, wären die Wolfe-Erben künftig an sämtlichen "Stairway"-Einnahmen beteiligt gewesen. An den künftigen Einnahmen eines der bekanntesten und meistgespielten Rocksongs aller Zeiten also, mit dem allein Led Zeppelin bislang geschätzte 500 Millionen Dollar verdient hat.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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