Pop:Mariah Careys Weihnachtskonzert

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(Foto: Getty)

Von Jonathan Horstmann

Es soll ja Leute geben, die Weihnachten nicht mögen. Die bekanntesten sind George Bernard Shaw ("Unsitte!"), Ebenezer Scrooge ("Humbug!") und der Grinch ("Hass, Hass, Doppelhass!"). Es gibt aber auch Mariah Carey, Erfinderin und Sängerin des Songs "All I Want for Christmas Is You", der jede Xmas-Playlist dieses Universums anführt. Dank Streamings im dreistelligen Millionenbereich steht er diese Woche erstmals auf Platz eins der US-Charts. Carey ist die Gegenspielerin des Grinchs, nämlich der größte Weihnachtsfan. Die Zyniker sagen: weil sich ihr Album "Merry Christmas" von 1994 zu dieser Jahreszeit am besten verkauft. Die Popdiva selbst behauptet, es liege eher an der Atmosphäre. Sie sei einfach ein sehr, sehr festlicher Mensch (Videotipp: "Mariah Carey is festive" auf Youtube).

Vergangenen Sonntag konnte man sich davon live ein Bild machen - bei Careys Christmas-Show im Madison Square Garden. Ein Event, so soll hier ehrlich berichtet werden, das man als deutscher New-York-Tourist in drei Phasen erlebt. Erst beäugt man das Ganze hochskeptisch. Dann steht man doch stundenlang an, um eines der letzten Tickets zu ergattern. Und schließlich, tja, bleibt einem nicht anderes übrig, als vergnügt auszuflippen.

Denn drinnen in der ausverkauften Halle hebt sich vor rund 20 000 Fans ein XXL-Vorhang, hinter dem Mariah Carey wie ein Weihnachtsengel im roten Glitzerdress erscheint und mit ihrer Band mehr als ordentlich loslegt. Tänzer, ein Gospelchor und Santa Claus treten auf, sogar die zwei achtjährigen Kinder der Sängerin machen mit und singen "Rudolph, the Red-Nosed Reindeer". Das Allertollste aber ist Careys Stimme, die immer noch irre hohe Töne abräumt, als wäre kein Tag vergangen seit den Neunziger-Hits "Emotions" und "Hero", die natürlich auch vorkommen.

Vor der Zugabe will die Sängerin von ihrem Publikum wissen, wie festlich es sich fühlt. Alles jubelt, der Boogie-Woogie-Rhythmus von "All I Want ..." setzt ein, Kunstschnee fällt auf strahlende Gesichter. Mit Mariah Carey ist Weihnachten beides: kommerzielles Spektakel und pure, kindliche Freude. Wer jetzt nicht in Stimmung ist, dem kann man auch nicht helfen.

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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