Abi Ofarim ist tot. Der 80-Jährige starb nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in München. Wie die Zeitschrift Bunte, der Bayerische Rundfunk und die Münchner Abendzeitung aus dem Umfeld des Musikers erfahren haben, ist er "nach langer schwerer Krankheit heute morgen in seiner Schwabinger Wohnung für immer eingeschlafen, sein Kampf hat ein Ende gefunden". Am Donnerstagabend hatte Ofarims Sohn Gil, der ebenfalls Musiker ist, ein Foto gepostet, das vier ineinander greifende Hände zeigt - die älteste davon könnte seinem Vater gehören. Gil kommentiere das Bild lediglich mit drei Punkten.
Bereits im Januar 2017 war Ofarim aufgrund einer besonders hartnäckigen Grippe und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert und ins Koma versetzt worden, hatte sich dann jedoch wieder erholt.
Ofarim, der als Abraham Reichstadt 1937 im heute israelischen Safed geboren worden war, begann seine Karriere im Duo mit seiner damaligen Frau Esther. 1961 spielten sie unter dem Künstlernamen Ofarim (zu deutsch: Gazelle) ihre erste Schallplatte mit alten jüdischen Liedern ein und wurden damit eine Art Superstar-Paar der 1960er Jahre. Wenn auch ein etwas ungleiches: Esther stand vorne und sang mit ihrer engelsgleichen Stimme, Abi spielte Gitarre und markierte den Chor: "Ein Grizzlybär, der auf der Bühne immer versuchte, ein romantisches Gesicht zu machen", schrieb eine englische Zeitung damals. Zu ihren erfolgreichsten Songs gehörten unter anderem "Morgen ist alles vorüber", "Schönes Mädchen", "Sing Hallelujah" oder "Cinderella Rockefella"
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"Wenn sie mich nicht verhaftet hätten, würde ich nicht mehr leben"
Nach der Trennung versuchte Ofarim eine Karriere als Solo-Künstler aufzubauen, hatte jedoch zunächst wenig Erfolg. "Man muss erst ganz unten sein, damit man Schwung holen kann, um wieder nach oben zu kommen", sagte er der SZ vor ein paar Jahren über diese Zeit. Im Klartext hieß das: Drogenprobleme und manchmal bis zu zwei Flaschen Wodka am Tag. Und als Resultat: vier Wochen Untersuchungshaft im Gefängnis Stadelheim. Später wurde er zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt.
1979 war das und Ofarim nahm die Strafe als Weckruf: "Wenn sie mich nicht verhaftet hätten, würde ich nicht mehr leben", sagte er. Ofarim wurde clean, 1982 veröffentlichte er ein Solo-Album mit dem Titel "Much too Much", sowie seine Erinnerungen in dem Buch "Der Preis der wilden Jahre". Später erklärte Ofarim seinen Abschied von der Bühne und produzierte lediglich Musik für andere Künstler. Im Jahr 2010 schrieb und produzierte er allerdings noch mal ein eigenes Album: "Too Much of Something" sei "das Beste, was ich jemals gemacht habe", sagte er damals. Für jemanden, der es in seiner Karriere auf insgesamt 59 Goldenen Schallplatten gebracht, eine starke Aussage.
Dazu erschien eine weitere Autobiografie: "Licht und Schatten". Außerdem engagierte sich Ofarim immer mehr sozial: Im April 2014 eröffnete der Musiker zusammen mit Lebensgefährtin Kirsten Schmidt in München die Begegnungsstätte "Kinder von gestern" - ein, wie er nannte, "Jugendzentrum für Senioren". Ein soziales Projekt gegen Armut und Einsamkeit im Alter. Wenigstens dieses Schicksal ist Ofarim selbst wohl erspart geblieben. Er hinterlässt seine zwei Söhne Gil und Tal.