Pop:Goodbye UK, Hello Mexrrissey in Berlin

Lesezeit: 1 min

(Foto: Mexrrissey/Youtube)

Ein Brexit-Festival in Berlin wirft seine Schatten voraus - da wird es auch "The Smiths" auf mexikanisch geben.

Von Peter Richter

Goodbye UK - and Thank you for the Music: Ist das Motto des sogenannten Wassermusik-Festivals auf dem Dach des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin dieses Jahr nicht zum Heulen schön und schön zum Heulen? Seit gestern und nochdrei Wochen lang wird da das Land verabschiedet, dessen Popmusik der Rest der Welt nie wieder hergeben wird, und wenn wir zum Schutz unserer The-Smiths-Platten einen Hadrianswall auf unsere Seite der Nordsee setzen müssen. Es spielen nämlich nicht nur Matthew Herbert's Brexit Big Band, und es steigen nicht nur The Zombies noch einmal ganz wörtlich aus dem Grab, es gibt nicht nur vorbildliche Wortbeiträge über "die Bedeutung des Brexits für die Klassenpolitik": Es gibt vor allem am 4. August einen Auftritt von Mexrrissey, die das komplette The-Smiths-Album "The Queen is Dead" mexikanisieren und mit Mariachi-Trompeten ausstatten werden, und wer das verpasst, hat wirklich nicht alle tazas in seinem gabinete. Denn in der Kirche derer, die den Sänger Morrissey anbeten, wissen wir natürlich, dass die Wege des Herrn nicht nur manchmal rather unergründlich, um nicht zu sagen abseitig sind, aber wir wissen halt auch, dass wir ohnehin nicht immer folgen können müssen. Die wenigsten haben wegen "Meat is Murder" aufgehört, sich das Chili con Carne schmecken zu lassen. Da ist auch kein Grund zu sehen, warum das Kokettieren mit dem Brexit, das Morrissey auf seiner letzten Platte vorgeworfen wurde, die Liebe ernsthaft beeinträchtigen sollte, denn die ist nun mal sin condiciones, und ohnehin nirgendwo heftiger als unter den vielen mexikanischen Immigrantes in Morrisseys Wahlheimat Los Angeles, abgesehen höchstens von Mexiko selbst. Das ist ein Phänomen, das man bei allen Morrissey-Konzerten in Amerika beobachten kann, und wenn der mal wieder verschnupft ist, geht man halt zu seinen Stellvertretern auf Erden, nämlich eben den unablässig tourenden Mexrrissey. Die können zwar nicht ganz so lustvoll jammern, aber dafür ist Spanisch halt am Ende die noch schönere Sprache als Englisch. Zur Vorbereitung: "Cada Día es Domingo" auf Youtube schauen. Oder "Estuvo Bien", ehem. "Suedehead".

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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