Pop:Der Prinz mit dem Bärtchen

Lesezeit: 2 min

Kid Congo Powers war eine prägende Figur der Underground-Rock-Szene. Mittlerweile ist er der Kopf einer eigenen Band, mit der er ins Import Export kommt

Von Dirk Wagner

Kid Congo Powers gehört zu jenen Musiklegenden, deren blues-getränkter Rock'n'Roll vom Punk wach geküsst wurde. So wie Schneewittchen vom Prinzen. Und wie auch im Märchen holte der "Prinz" Congo Powers damit den Rock'n'Roll aus seinem gläsernen Sarg. Anfangs zusammen mit dem Blondie-Fan Jeffrey Lee Pierce, der ihm das Spielen einer offen gestimmten Gitarre beigebracht hatte, das Spielen einer Gitarre also, deren leere Saiten bereits einen Grundakkord ergeben. 1979 gründeten Pierce und Kid Congo Powers, einst Präsident übrigens eines Ramones-Fanclubs, die Post-Punk-Band The Gun Club. Die erste Band, wie Kid Congo Powers später betonen sollte, die den Blues in die Punkmusik trug.

Will man den Ausführungen von Jeffrey Lee Pierce glauben, hat dieser den mittlerweile hochgeschätzten Gun Club in Los Angeles nur gegründet, damit sein Freund Brian Tristan alias Kid Congo Powers die Gelegenheit bekam, sich auch mal in einer Band zu behaupten. Doch noch vor den Aufnahmen zu deren Debütalbum hatte Kid Congo die kalifornische Formation wieder verlassen, um sich in New York als Gitarrist der damals schon weitaus bekannteren Rockabilly-Band The Cramps anzuschließen. Mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Punk, Psychobilly, Surf-Rock und Garage-Rock war diese 1976 von der Gitarristin Kristy Wallace alias Poison Ivy und dem Sänger Erick Purkhiser alias Lux Interior gegründete Band für den jungen Gitarristen schließlich die größere Herausforderung. Ergänzt um die Horrorfilm-Ästhetik eines Roger Corman, Jack Hill oder Ed Wood, sowie die Ästhetik einiger Sex-B-Movies, eignete sich der Sohn mexikanischer Einwanderer nun einen Sound an, der den sumpfigen Voodoo-Rock der Südstaaten mit dem No Wave New Yorks zu einem düster-erotischen Gitarrenrock paarte.

Stilsicher in jeder Lebenslage: Kid Congo Powers (2. v. l.) mit seinen "Pink Monkey Birds". (Foto: Import Export)

Später kehrte er wieder zu The Gun Club zurück, bevor er dann noch bei Nick Cave And The Bad Seeds neben Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten die Gitarre spielte. Gastauftritte für Die Haut, Foetus, Lydia Lunch und andere Größen des Undergrounds folgten, sowie kurzlebige Projekte wie The Knoxville Girls, bei denen unter anderem auch der Sonic-Youth-Drummer Bob Bert und der Boss-Hog-Gitarrist Jerry Teel mitwirkten.

Dann avancierte der stets gut gekleidete Mann mit dem Oberlippenbart endlich selbst zum Frontmann seiner eigenen Band. Inspiriert von David Bowie heißt diese Kid Congo and the Pink Monkey Birds. Ihr aktuelles fünftes Album, das im vergangenen Jahr bei The Red Records erschienene "La Araña Es La Vida", stellt Kid Congo nun in der Münchner Partyreihe "Teenage Kicks" vor, die diesen Freitag auch noch die Augsburger Voodoo-Größe Howlin Max Messer präsentiert.

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Gestützt von einer neuen Formation beschwört Messer im Vorprogramm seinen "exotisch-giftigen Cocktail aus Alternative-Rock'n'Roll-Roots-Surf-Latin-Fuzz-Death-Country". Nachzuhören ist das Gemisch der "The Howlin' Max Messer Show" auf einem bei Off-Label-Records erschienenen Album, das auch auf Vinyl erhältlich ist. Stilsicher passt dieses Werk auch in die Plattensammlung, mit der Max Messer sonst als DJ in der Augsburger Sixties-Partyreihe "The Go Go Club" überzeugt. Quasi die Cousine der Münchner Serie "Teenage Kicks" des DJs Dr. Dr. Robert, der mit Martin Hemmel nach den Konzerten auflegen wird.

Kid Congo and the Pink Monkey Birds ; Freitag, 17. November, 20.30 Uhr, Import Export, Dachauer Str. 114

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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