Peter O'Toole wird 80:Blauäugig, britisch, cool

Lesezeit: 2 min

Als "Lawrence von Arabien" war er gleichzeitig irritierend weich und unerbittlich hart. Auch nach seinem Welterfolg spielte Peter O'Toole immer wieder Figuren von herrischer Ausstrahlung und gebrochenem Bewusstsein. Nun wird Peter O'Toole 80.

Gottfried Knapp

Für "Lawrence von Arabien" war er nur dritte Wahl gewesen. Marlon Brando und Albert Finney hatten die Rolle, die mit endlosen Dreharbeiten in Wüstenregionen verbunden war, schon abgelehnt. Da erst holte man ihn, den schlaksigen Kelten mit den wehenden blonden Haaren, den leuchtend blauen Augen und der provozierend weißen Haut, der so gar nicht in die arabische Gluthitze passte. Doch sein Auftritt in den Sandwüsten der Arabischen Halbinsel, untermalt von den hymnischen Klängen, die Maurice Jarre für die sonnenverbrannten Landschaften erfunden hatte, wurde zu einem fast mythischen Kinoereignis. Peter O'Toole, der in England aufgewachsene Sohn eines Iren und einer Schottin, war plötzlich ein Weltstar.

Die ganze Riege zu sehen in der Bildvergrößerung: Peter O'Toole in seiner Rolle als Michael James und die Schauspielerinnen Ursula Andress (vorn Mitte im Uhrzeigersinn), Romy Schneider, Paula Prentiss und Capucine posieren in Paris am Set des Films "What's New, Pussycat?" 1964. (Foto: dapd)

Er hatte in David Leans Film einen neuen Heldentypus geschaffen, eine multiple Persönlichkeit, einen intellektuell gesteuerten, aber physisch gnadenlos sich verzehrenden Rebellen, einen Kämpfer von messianischer Ausstrahlung, der gleichzeitig irritierend weich und unerbittlich hart sein konnte. Eine Nominierung für den Oscar war ihm, dem Neuling, denn auch sicher. Ja es sollten im Lauf seines Lebens noch sieben weitere Oscar-Nominierungen folgen. Doch bekommen hat er in Hollywood dann doch nur - den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk, im Jahr 2003.

Nach seinem großen Erfolg 1962 hat Peter O'Toole immer wieder mit Figuren von herrischer Ausstrahlung und gebrochenem Bewusstsein Triumphe gefeiert. Gleich zweimal hat er den in persönliche Konflikte heillos verstrickten König Henry II. von England oscarverdächtig verkörpert: Für das politische Drama "Becket" (1964) ist damals nicht nur O'Toole von der Academy nominiert worden, sondern auch seine Gegenspieler Burton und Gielgud. Und in "Der Löwe im Winter" (1968) hat Katharine Hepburn als Königin ihren dritten Oscar bekommen.

Beispielsweise dem Alkohol liebevoll zugetan

Imperatoren, Könige, Generäle und Kirchenfürsten haben O'Toole noch eine ganze Zeit lang begleitet, doch zwischen diesen Charakterrollen hat er immer wieder sein komödiantisches Talent zeigen können. Die wunderbar ironisch getönte Eleganz, mit der er in William Wylers Komödie "Wie klaut man eine Million?" quasi elastisch auf den kleptomanischen Furor Audrey Hepburns reagiert, gehört zu den Glanzleistungen britischer Coolness. Hier glaubt man auch etwas von der Person O'Tooles zu spüren, der beispielsweise dem Alkohol liebevoll zugetan war - so lang jedenfalls, bis er sich einer schweren Magenoperation unterziehen musste.

Nach diesem tiefen Einschnitt im Jahr 1976 ist es um den Schauspieler, der für besondere Fälle prädestiniert war, international deutlich ruhiger geworden. Immer häufiger hat ihm nun das britische Fernsehen lohnende Rollen angeboten. So hat er dort auch jenen Professor Henry Higgins spielen dürfen, den er in der berühmten Filmversion "My Fair Lady" nicht hatte spielen dürfen, weil er zu viel Gage verlangt hatte. Und jüngst in der weltweit verkauften Serie "Die Tudors" hat er als Papst Paul III. seine Auftritte gehabt.

© SZ vom 02.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: