Auf dem Schulhof war einmal ein Star, wer Otto bestmöglich imitieren konnte: Ein flottes "Holladihiti!" zur rechten Zeit, das verzerrte Gesicht, wie wenn der kleine grüne Kaktus sticht, vielleicht noch ein rüsseliges Ottifanten-Shirt am Leib - und die Mitschüler waren hin und weg, Jungs wie Mädchen.
30 bis 40 Jahre ist es her, dass der Komiker auf den Bühnen seine größten Erfolge feierte. Und nun ist Otto wieder auf Tournee, am Sonntagabend gastierte er im Berliner Tempodrom. Otto Waalkes' erste Show im TV war 1973, ein Jahr zuvor fand die von ihm selbst verlegte LP "Otto" auf Anhieb eine halbe Million Käufer. Es folgten Shows, Comics, Bücher, er lieh der Ice-Age-Figur Sid seine Stimme und kalauerte sich durch seine "7 Zwerge"- und diverse weitere Kinofilme, von denen die meisten seinen Namen trugen. Heute lässt sich sagen, dass Otto Waalkes einmal einer der größten Komiker Deutschlands war.
Blödeln um des Blödelns willen
Im vergangenen Jahr, zu seinem 65. Geburtstag, schrieben die Zeitungen Loblieder auf ihn wie auf ein Wesen von einem anderen Stern, fast schon wie Nachrufe: Zum Befreiungskünstler aus der Enge der miefigen Bundesrepublik wurde Otto geadelt.
Wo zuvor Komiker wie Heinz Erhardt mit steifem Altherrenwitz die Eltern umgarnt hatten, sei es Otto gewesen, der mit etwas damals völlig Neuem begeistert habe: Blödeln um des Blödelns willen, er habe dem gediegenen Komiker-Establishment mit seiner bitter nötigen Albernheit die Schwere genommen. Und nicht zuletzt habe mit der Frankfurter Schule und Robert Gernhardt, der ihm viele Witze geschrieben hatte, der linksintellektuelle Humor auch durch ihn an Fahrt aufgenommen.
Alles sitzt
Doch Robert-Gernhardt-Fans sind zumindest an diesem Sonntagabend eher nicht im Tempodrom anzutreffen, wo seine aktuelle Tour "Geboren um zu blödeln" aufgezeichnet wird. Es ist fast bis auf die letzten Plätze besetzt. Wer dachte, über Ottos Humor könnten heute nur noch Fünfjährige lachen, sieht sich getäuscht: Es sind in der Tat viele Kinder da, doch die meisten sind Mitte 40.
Ihnen spielt Otto jetzt wieder den kleinen grünen Kaktus vor und wie er sticht, sticht, sticht. Er heiratet seinen Ottifanten, bringt den üblichen Otto-Witz: "Beim Melken wurd's dem Melker klar, dass die Kuh ein Bulle war." Oder: "Wat hat dat Watt, wat dat Watt nur hat?" Und er macht Udo Lindenberg so täuschend echt nach, dass man merkt: Eigentlich ist dieser Mann ein hervorragender Schauspieler; es wäre glatt möglich, dass er uns den Komödianten die ganze Zeit nur vorspielt. Seine Gags waren eh nie politisch, sondern immer alltagstauglich, oder leicht darunter. Oft ein bisschen peinlich - aber sie saßen. Und sie sitzen offenbar immer noch.