Hörbuch "Otfried Preußler":Sog des Ungeheuren

Diskutieren im Stuttgarter Literaturhaus über Otfried Preußler: (v. l.) Ulrike Draesner, Insa Wilke und John von Düffel. (Foto: Sebastian Wenzel)

Ulrike Draesner und John von Düffel debattieren über zwei zentrale Werke von Otfried Preußler: "Die kleine Hexe" und "Krabat".

Von Florian Welle

Seit Jahren fragen Ulrike Draesner und John von Düffel im Stuttgarter Literaturhaus nach der Aktualität von Klassikern. Eine ihrer lebhaften Diskussionen kann man nun als Livemitschnitt hören. Das von Insa Wilke geführte Gespräch dreht sich um Otfried Preußler und zwei seiner bekanntesten Werke: "Die kleine Hexe" und "Krabat". Preußler hat die Geschichte der erst 127 Jahre jungen Hexe, die so gerne bei den Großen auf dem Blocksberg mittanzen möchte, für seine Tochter geschrieben. Draesners Tochter, erfährt man, hat das Buch nach zehn Seiten in die Ecke gelegt. Moderner und vielschichtiger, da sind sich alle einig, ist Preußlers 1971 erschienener "Krabat", auch wenn Draesner bei der kleinen Hexe als Interpretation immerhin die Karnevalstheorie von Michail Bachtin aus dem Gelehrtenhut zaubert.

Zehn Jahre arbeitete Preußler am "Krabat". Beide schwärmen von dem Text, in dem "kein Wort zu viel" ist (Draesner) und der einen "Sog des Ungeheuren" entwickelt (von Düffel). Es kommt die mündliche Überlieferung der Geschichte um die dunkle Mühle im Koselbruch zur Sprache, ihre christlichen Elemente. Vor allem aber setzte sich Preußler darin mit seiner eigenen Rolle als junger Erwachsener während der NS-Herrschaft auseinander.

Otfried Preußler. Insa Wilke spricht mit Ulrike Draesner/John von Düffel über Die Kleine Hexe/Krabat. Live-Mitschnitt. Der Diwan, Winterbach 2021. 2 CDs mit einer Laufzeit von ca. 92 Minuten, 14,80 Euro.

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