Osteuropa:Wenn Trottel Geschichte machen

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Vor 100 Jahren wurde die Tschechoslowakei gegründet, 1993 wurde sie geteilt. Ein Gespräch mit den Schriftstellern Michal Hvorecký aus der Slowakei und Jaroslav Rudiš aus Tschechien über ihre zwei Länder.

Interview von Alex Rühle

Dieser Tage feiert ein Land seinen hundertsten Geburtstag, das es seit 1993 gar nicht mehr gibt: Die Tschechoslowakei. Stattdessen gibt es zwei Kleinstaaten, in denen in letzter Zeit mit Robert Fico und Miloš Zeman zwei beinharte Populisten ihr Unwesen getrieben haben. Hervorgegangen ist die Tschechoslowakei 1918 aus den Trümmern der k. u. k. Monarchie, die es auch nicht mehr gibt, deren Geist aber bis heute durch das Wiener Kaffeehaus zu wehen scheint, in dem an diesem Nachmittag die Schriftsteller Jaroslav Rudiš und Michal Hvorecký sitzen. Beide wurden in der Tschechoslowakei geboren. Rudiš lebt in Tschechien, Hvorecký in der Slowakei. Hvorecký ist mit der Tram aus Bratislava gekommen und trägt einen Button, auf dem steht "All for Jan", in Erinnerung an den investigativen Journalisten Ján Kuciak, der im Februar zusammen mit seiner Verlobten Martina Kušnírová ermordet wurde. Als Jaroslav Rudiš das Café betritt, überreicht Hvorecký ihm ebenfalls einen Button. Darauf steht "Som za slušné Slovensko" - "Ich bin für eine anständige Slowakei". Zeit für ein Gespräch über Geschichte, Populismus, Europa und tschechisches Bier.

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