Vermutlich ist Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" eine der bekanntesten Opern, die gar nicht so viele Menschen kennen. Schuld an dieser seltsamen Aussage ist Stalin. Im Januar 1934 hatte das Werk seine Uraufführung im damaligen Leningrad, wurde sofort ein enormer Erfolg, wurde im Folgejahr bereits in Cleveland und New York, in Stockholm, Prag und Zürich gespielt. Dann gastierte die Uraufführungsproduktion in Moskau, zwei Jahre nach deren Premiere, und Stalin besuchte die Vorstellung. Er mochte sie nicht. Er mochte sie ganz und gar nicht und lancierte daraufhin - vielleicht schrieb er ihn gar selbst - einen Artikel in der Prawda. "Chaos statt Musik" hieß der und begründete den darauffolgenden, fast 20-jährigen Kampf des Komponisten mit dem Regime, der Zensur und dem eigenen künstlerischen Aussagewillen. Die "Lady" selbst wurde zum Fanal des Umgangs mit Kunst und der Diktatur, Schostakowitsch selbst erstellte eine Zweitfassung, die 1963 herauskam, unter dem Titel der Hauptfigur, der viel besser zum Stück passt: "Katerina Ismailowa".
Oper:Sehnsucht nach ein bisschen Glück
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Anja Kampe singt die Titelrolle in Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" an der Bayerischen Staatsoper
Von Egbert Tholl, München
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